Das Worsteln - Ein Microblog von ccj über die Dienstags-Ringergruppe

Begonnen von ccj, Februar 23, 2012, 12:24:10 NACHMITTAGS

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ccj

Hallo alle miteinander!

Dieser kleine Beitrag soll von mir fortgeführt werden. Es geht um das Ringen. Speziell um das am Dienstag, aber auch allgemein. Ich stelle Trainingsabläufe und Trainingsergebnisse, eigene Videos oder solche die es aus anderen Gründen wert sind, Entscheidungen zu Regeln im Ringen unseres Vereins und so weiter und so fort hier ein. Diskussieren kann man dann in einem dazu jeweils eröffneten Thema. Also alle Meinungen und Anregungen und weiß der Teufel was --> eigenes Thema eröffnen. Das hier soll eine Art Mikroblog sein.

Zu allererst möchte ich alle Interessierten einladen das mit im Monatsbeitrag enthaltene Dienstagstraining wahrzunehmen!

Ein typischer Trainingsablauf der Ringer (ja, es gibt noch keine einzige Ringerin) am Dienstag:

1.) ankommen, umziehen, quatschen, eigenständig mit der Erwärmung beginnen
2.) Halle betreten, Einweisung vom zuständigen Haupttrainer (zumeist Micha oder Jan)
3.) Erwärmungsspiel
4.) Aufteilung in die Forschungsgruppen, die Ringer bauen die Matte auf
5.) spezifische Erwärmung, min. 10 Minuten Rollen und Stürze, dann Mobilität plus spezielle Kräftigung und Aktivation,  
    Vordehnung
6.) Festlegung des Trainingsziels, d.h. Erarbeitung eines Stückes, eines Prinzips oder einer Technik/ Technikgruppe anhand der
    Quelle oder aus der Erfahrung der Trainierenden
7.) 20 - 30 Minuten freies Ringen, d.h. wir praktizieren ein Aufgaberingen, wobei der ganze Körper Grifffläche ist.
8.) Abschlussspiel oder Kraftkreis mit den anderen Forschungsgruppen, Abwärmen/ Dehnung

Zur Zeit wird an den Fünf und Achtzig Stücken, des Fabian von Auerswald garbeitet.  Dabei handelt es sich um Geselliges Ringen. Also der sportlich - spielerischen Variante. Die Ausrüstung ist erfreulich minimal. Tiefschutz, Hose, Socken, Shirt und oder Jacke. Es ist gerade recht günstig einzusteigen. Mehrere Adepten sind schon fortgeschritten in ihrem Bewegungsverständnis. Einsteiger finden immer Rat und Anleitung.

Letzten Dienstag wurden Prinzipien erarbeitet, die jederzeit auch im Fechten von Belang sind. Zusammengefasst in einem Stück wurde das Problem der Distanzüberbrückung, die Wage (Gleichgewicht im Ringen), Bindungsarbeit und Steuerung des Kraftflusses erörtert.
Die Übung startet im Schlossringen, wobei der Nachringer druckvoll auf den Vorringer zugeht. Der Vorringer macht mit seinem zurückziehenden Bein nur einen Halbschritt bis auf Höhe seines Standbeins. Es folgt ein Lastwechsel, das vormalige Standbein schreitet vor das nachlaufende Bein des Nachringers. Indes hat der Vorringer (VR) schon eine Körperdrehung zum Nachringer (NR) eingeleitet und fährt kraftvoll unter die Achsel des NR. Der NR wird am freien Arm gefasst und mit dem anderen Arm fest gehalten. Indes begab sich VR schon leicht aus der Wag und senkt dazu seinen Körper senkrecht ab. VR bleibt dabei immer über dem NR!
Im zweiten Teil des Stückes bemerkt VR, das NR sperrt, sich also über die gewählte Seite (Die allermeisten Ringstücke gehen auf beiden Seiten, allerdings hat jeder seine Lieblingsseite für eine Technik oder ein Stück.) nicht zu Boden führen lässt. Daher entschließt sich der VR, den Arm des NR loszulassen, sich vor diesen zu bewegen und indes mit seiner freien Hand den Nacken des NR zu fassen. Immer wird der Zug nach vorne beibehalten! Der Kopf des NR wird gleitend in die Armbeuge des NR überführt, wobei der NR nach vorne und über seinen Kippunkt in NR Sichtachse längs, verdrückt. Die Arbeitsenergie kommt aus der Bein- und Hüftbewegung. So gewinnt man ihn an.


Kriegsringen wird erst relevant, wenn wir uns auch verstärkt mit Schlägen und Tritten und dem anderen fiesen Zeugs beschäftigen. Für dieses Sparring ist eine eigene Ausrüstung vonnöten (Tiefschutz, Amateurmaske mit Gitter, entsprechende MMA - Handschuhe, sonstige Schützer nach Geschmack, Mattenschuhe, feste Jacke und Hose, Gürtel --> eine Art Gi oder robuste Gewandung). Wahrscheinlich werden wir in Zusammenarbeit mit den Chemnitzern den Codex Wallerstein für das Kriegsringen als Quelle nutzen. Thore und seine Jungs machen das recht ansehnlich. Für das Techniktraining ist auch im Kriegsringen kein Helm, Zahnschutz oder Handschuhe vonnöten. Ein festes Leibchen wäre aber nicht schlecht.

Chris

Jegliche Kriegsführung beruht auf Täuschung, Wenn du kompetent bist, täusche Unfähgkeit vor; wenn aktiv, gib dich untätig. <br />Autorenkollektiv Sun Zi, vmtl. 6. - 4. Jh. v. Chr., nach Samuel B. Griffith 1963, Sun Zi - Die Kunst des Krieges - Die neue illustrierte Ausgabe, Evergreen -Verlag, 2

ccj

Manch einer mag es, andere nehmen es klaglos hin und ein paar sind eher abgeneigt. Es geht um die Bewegungslehre.

Jeder fängt mit endlosen Wiederholungen der Grundhäue an. Ziel ist die harmonische Bewegung von Schwert und Person. Das selbstverständliche Benutzen der grundlegenden Bewegungsabläufe kann nur durch Wiederholung erlernt werden. Der Muskelapparat, die Knochen,die Bahnung des Informationsweges in unseren Nervengeweben, die Atmung, das Sehverhalten - alles stellt sich durch die beharrlichen Anstrengungen des Einzelnen auf das Fechten ein. Aber wie sind Fortschritte selber erkennbar? Die Trainer geben Hinweise. Bei der Umsetzung dieser können vielleicht folgende Gedanken / Vorgaben die Selbstkontrolle erleichtern:

1.) Grundstellung  - stehe ich zu Beginn der Übung in der vorgestellten Position?
    Am Schwert und im Ringen stehen wir bequem. Die Stellung erlaubt es uns, beide Beine für die Schrittarbeit  
    einzusetzen. Geht das nicht gleich gut, ist etwas falsch. Wir stehen aufrecht und wenden dem Gegenüber
    (virtuell oder reell - wir untersuchen die Silhouette, nicht einen festen Punkt des Anderen) eine Schmalseite zu.
    Die Arme befinden sich in der vom Trainer angezeigten Position. Das Heft des Schwertes liegt fest aber nicht
    verkrampft in der Hand. Waffenlos wird dem entsprechend die gezeigte Schutzhaltung eingenommen. Die
    Atmung ist tief und gleichmäßig.
    Unsere Füße stehen in der vorgegebenen Stellung zueinander.
    Zumeist ist das eine Art "L", wobei der hintere Fuß den kürzeren Balken, das vordere den längeren Balken des
    Buchstaben bilden. Die meisten werden den hinteren Fuß etwas in Richtung des Gegenübers eindrehen. Die Knie
    sind leicht gebeugt, die Fußspitzen zeigen in Richtung der (eigenen ;D) Knie und die Waffe befindet sich nahe
    am Körper. Die Hut zum Hau stellt eine Art Foto von der Position von Waffe und Person am Ende einer  
    Schnittlinie (stark gehauen) dar. Deshalb halten wir eine Grundspannung aufrecht, die der Hüfte und Bauchraum
    entspringt.Wir stellen uns vor, das gerade gehauen wurde und sofort die nächste Aktion beider folgt.
    Die Hut beider Partner zu Beginn einer Übung ist das Indes in einem Kampf!

    Es lohnt sich also, die Vorführung des Trainers aufmerksam und still zu betrachten. Gespräche sollten zumeist
    nur der Absprache oder der Frage dienen. Je mehr das beherzigt wird, desto mehr Zeit bleibt für die Betreuung
    Einzelner. Fühle ich mich ausreichend beweglich und locker, bei akzeptabler Spannung und korrekter Haltung,
    wird dies durch ein Wohlgefühl belohnt.

2.) Der Hau - stimmt mein Bewegungsablauf?
    Die Hieblinien entspringen der anatomischen Beschaffenheit des Menschen. Die Bewegung zum Hieb entspringt
    der Erfahrung mit den Umständen des Fechtens. Beides zusammen ergibt den ganzen Hau. Jemanden zu treffen
    ist lächerlich einfach, wenn die Eigensicherung keine Rolle spielt. Die Bewegung des eigenen Körpers relativ zum
    Partner, erfolgt aber unter der Zielstellung zu treffen ohne getroffen zu werden.
    Die Hiebe werden zu letalen Punkten des Gegenüber geführt. Deswegen fangen alle die Übungen langsam und
    bewusst an. Es geht nicht darum, die meisten und schnellsten Häue zu absolvieren.
    Das ist vielleicht Gegenstand des privaten Trainingspensums. Im Training wird die Zeit für die technische
    Ausarbeitung benötigt! Die richtige Bewegung dient der Gesunderhaltung, der Effizienz und der Sicherheit
    im Training. Das alles gilt genau so für die Soloübung.
    Zu Beginn der Bewegung steht der Entschluss die Technik durchzuführen. Ungeachtet des Umstandes, das alles
    immer ganz anders kommen kann, als man denkt - die Bewegungslehre vermittelt Grundlagen. Und solche sind
    zuerst eine Kopie der vorgestellten Bewegung. Diese wird mit Entschlossenheit (stark) ausgeführt. Der Hieb
    folgt der Linie, wird möglichst eng geführt und hat keine Wellen, Schnörkel oder Schlenker.
    Der Zielpunkt wird auf kürzestem Wege erreicht. Das erfordert die exakte Ausrichtung von Hand, Knie, Fuß, Ort
    und verwendeter Schneide auf dieses Ziel hin.  Die ganze Aufmerksamkeit gilt also uns selber und der Reaktion
    der Anderen. Die Bewegung des Körpers entspringt der Hüfte.
    Der Hau beginnt einen kleinen Moment bevor der Schritt erfolgt. Dieser Schritt kann auch ein Sprung sein. Auf
    jeden Fall zeigt keine unserer Regungen unsere Absicht. Naja - sollte. ;) :-[ Beim Hau wird das Schwert als ein
    Werkzeug benutzt, wie Messer und Gabel.
    Der Griff ist nicht statisch, sondern passt sich der Hiebführung (oder auch dem Stich) an. Im Hau
    hebelt die eine Hand am Knauf, während die andere den Hebelpunkt bestimmt.
    Beide Hände kümmern sich um die Ausrichtung des Ortes als Bedrohung zum Partner und bilden so die  
    Grundlage für das Erreichen des "vor". Der Körper folgt der Klinge und ist immer (relativ zu Partner und
    Bedrohung) hinter Klinge und Parier zu finden.
    Erreiche ich endlich eine sichere Position, d.h. ich habe erfolgreich getroffen/pariert, bin außer Reichweite des
    Partners und hatte eine störungsfreie Bewegung, aus der ich sofort die nächste Aktion bruchlos starten
    kann, dann kann ich kurz zufrieden sein und mit der Feinarbeit beginnen / fortfahren.
    Die eigene Wahrnehmung verschiebt sich, je versierter man wird. Eigentlich ist ein Fechter nie zufrieden.
     
Was hat das alles mit dem Ringen und der Bewegungslehre zu tun?
Die oben dargestellten Verhaltensweisen gelten für alle Aspekte des Fechtens. Und Fechten ist in unserem Verständnis der Überbegriff, ähnlich wie die Worte "Arbeit" oder "Hobby". Ringen ist Fechten und bekannter Maßen integraler Bestandteil des Fechtens am Langen Schwert. Während die Vorschläge in der reinen Bewegungslehre dazu dienten, das private Training zu bereichern und neue Bewegungsoptionen vorzustellen, ist das Ringen die unbewaffnete Fortführung des bewehrten Kampfes. Theoretisch.
Als Lehre ist das Ringen eigenständig. Wir unterscheiden Kriegsringen und Geselliges Ringen. Letzteres wird in unserem Verein als Forschungsgruppe gepflegt.
Die Bewegungslehre des Ringens weist einige Besonderheiten auf. Erster Punkt ist da die Fallschule, bestehend aus Rollen, Stürzen und Sprüngen. Seinen Körper auch am Boden und im Falle eines Sturzes beherrschen zu können, das ist eine erstrebenswerte Fähigkeit. Deshalb wird dieser spezielle Teil Bewegungslehre ständig wiederholt.  
Das Gesellige Ringen kennt keine Schläge und Tritte, weshalb der Kampf um den Griff realtiv gefahrlos ist. Das Ringen startet entweder im Griff oder mit dem Ringen um den Griff. Griffe und Würfe sind entscheidende Besonderheiten der Ring - Bewegungen. Als eigentliches Ringen gilt ein Fechten, sobald ein Konrahent die Waffe oder den Körper des anderen zu greifen versucht.
Würfe sind komplexe Bewegungsabläufe (Stücke), die eine Vielzahl von Bewegungstechniken vereinen. Prinzipiell dienen sie der Übermannung und Kontrolle des Gegenüber. Würfe sind potentiell (verdammt) gefährlich und verlangen das Beherrschen der Fallschule. Würfe sind Bestandteil des Fechtens mit dem Langen Schwert, .... Ich glaube alle haben jetzt verstanden, warum wir im Verein am Ringen forschen. Vielleicht mag der- oder diejenige mal etwas mehr darüber erfahren.
In unserem Training ist das Ringen DIE Gelegenheit, sich mit anderen zu messen und dafür keine bedeutsamen Investitionen auf sich nehmen zu müssen.
Chris
Jegliche Kriegsführung beruht auf Täuschung, Wenn du kompetent bist, täusche Unfähgkeit vor; wenn aktiv, gib dich untätig. <br />Autorenkollektiv Sun Zi, vmtl. 6. - 4. Jh. v. Chr., nach Samuel B. Griffith 1963, Sun Zi - Die Kunst des Krieges - Die neue illustrierte Ausgabe, Evergreen -Verlag, 2

ccj

#2
Ab nächstem Montagstraining wird es um die Mensur gehen.
Was ist das? Kurz gesagt - die Kampfdistanz. Die ist keine fixe Größe, sondern ändert sich permanent.

Ein Gottesurteil etwa, fand in einer Schranke, also irgend einer Art von Umgrenzung statt. Die wirklich weite Mensur ist die Distanz, die beide Opponenten beim Betreten der Schranke haben. Das waren schon mal über 5 Meter. Die Mensur verkürzt sich im Kampfverlauf, kann sich aber auch wieder aufweiten. In den verschiedenen Distanzen wird auch verschieden gekämpft.Bestes Beispiel ;) ist das Ringen, d.h. das Fechten der allernächsten Distanz, unter vielen Umständen auch bewaffnet.

Die Überwindung oder Schaffung der Distanz ist ein trickreiches und komplexes Unterfangen. Entscheidend für den Erfolg der Bemühung ist die Position der eigenen Linie (Richtung des Kraftflusses/ Bewegungsrichtung) zur Bewegungsrichtung des Opponenten, erzeugt durch die relative Distanz zum Opponenten und dem Winkel, den ich mit meiner Meidbewegung/ meinem Angriff zu seiner Bewegungsrichtung einnehme. Die Linie kann nur geändert werden, indem der Winkel verändert wird. Der Spielraum für diese Bewegung wird durch die Distanz bestimmt. Der Winkel wird durch die Fußstellung bestimmt. Die Distanz durch die Schrittweite. Die Linie ist die Richtung der beabsichtigten Wirkung der Bewegung, meist die Sehrichtung.

Daraus folgere ich, das es praktisch keine geraden Bewegungen auf einander zu oder von einander weg gibt, es sei denn, es handelt sich um den einzigen Weg oder den kürzesten und sichersten Weg.
Aus diesem Grund bewege ich mich im Kampf immerzu.


Ein einfaches Spiel.
Mann und / oder Frau stellen sich gegenüber. Ein Arm ist ausgestreckt, der andere deckt die obere und mittlere Blöße und wird dafür mit etwas Abstand zum Körper, irgendwo zwischen Nase und Brustwarze geparkt. Beide haben ihre Grundspannung aufgebaut und stehen aufrecht in der Grundposition "L". Knie und Arme sind leicht gebeugt. Die Hände nehmen eine stabile, geschlossene Haltung an (Faust, Halbfaust). Bitte nicht krampfen. Ziel ist eine bewegliche Festigkeit.
Ablauf:
A schlägt eine verabredete gerade Attacke, mit z.B. einer Faust zum Oberkörper von B. B winkelt aus (Schritt zur Seite) ohne sich dabei von A abzuwenden. Fühlt sich der Schritt schlecht an, muss dieses Detail zuerst bearbeitet oder erfragt werden. Zumeist ist es die Fußstellung des vorgehenden Fußes.
Dabei bindet B's Arm an A's Arm (stark). Das ist kein Block! Nur ein Anbinden. 
Das nächste Ziel von B ist es, sich so in der Bindung zu bewegen, das er A mit etwa 6 - 8 cm (theoretischer) Eindringtiefe oder einem deutlichen Kopftreffer (gemessen an der gedachten Wirkung an der Trefferzone und nicht an der Wucht:-))  erreichen würde. Dabei darf A wieder reagieren und mit seinem ausgestrecketen Arm herumschwingen. B sollte entweder nicht getroffen werden oder Zeit und Raum für einen  sicheren Rückzug haben. Ruhig mal auf Innen- und Außenseite probieren. Langsam und in gegenseitigem Respekt. Die Übung kann im Wechselspiel erfolgen.

Das ist eine extrem simple Übung. Trotzdem enthält sie prinzipiell alles, was die enge Mensurarbeit ausmacht. B gewinnt das Vor nur an, weil er seine Bewegungsrichtung ändert und dabei die Bedrohung aufrecht erhält. Durch die Winkeländerung ergibt sich ein Quentchen Distanz und ein Zeitgewinn.
A verkürzt beim Schlag den Abstand zu B auf (-) 10 Zentimeter. Stünde B einfach da, würde B auch getroffen und schlicht überrannt, wobei A das Vor behielte, also die Folgeaktion bestimmt.
A hat aber keinen Fixpunkt mehr. B sieht A bestenfalls an sich vorbeilaufen. A verliert den Zeitraum (den B für sich gewinnt), den A braucht um sich neu zu orientieren und die Linie wieder auf B zu zentrieren.
In dieser Spanne hat B fast alle Blößen an A zur Verfügung. Aus minus 10 Zentimetern ist der Raum geworden, der durch möglichst karge Schrittarbeit von B gewonnen wurde. Eine zuerst für B schrumpfende Mensur (Nach) ist aufgeweitet. Erfolgt das geschickt, kann auch ein guter Gegner entnervt werden.
Die eigene Mensur ist also nicht nur die schlichte, lineare Distanz, sondern die Verbindung aus verfügbarer Zeit, Positionierung zur Bedrohung und erworbener Distanz dazu.

Die Mittel zur Manipulation (die bewußte Beeinflussung zum eigenen Zweck) der Mensur sind die Schrittarbeit und die Streckung der Arme / Arbeit des Oberkörpers mit dem Schwert.

Finten spielen oft mit der Erwartung, die der Partner in eine Bewegung des Gegenüber (Stichwort: Fußstellung) hegt. Solche Finten provozieren den anderen, sich von selbst in eine ungünstige Mensur im umfassenden Sinn zu bringen. Das Wissen um die eigene Bewegungssicherheit ermöglicht es dem Fechter, dem Gegenüber gefälschte Signale zukommen zu lassen. Die Verkürzung der Mensur und bewusstes "Fehlverhalten", sind Werkzeuge dafür. Das beste Gegenmittel ist stoische Ruhe, mit der man sein Stück ficht. 

ccj
Jegliche Kriegsführung beruht auf Täuschung, Wenn du kompetent bist, täusche Unfähgkeit vor; wenn aktiv, gib dich untätig. <br />Autorenkollektiv Sun Zi, vmtl. 6. - 4. Jh. v. Chr., nach Samuel B. Griffith 1963, Sun Zi - Die Kunst des Krieges - Die neue illustrierte Ausgabe, Evergreen -Verlag, 2

ccj

#3
Ringer kennen das es nur zu genau -  die nutzbare Kampfdistanz ist wieder einmal auf winzige Bewegungen AM Partner beschränkt. Meistens greifen sich beide irgendwie an den Armen. Ursprung ist, das damit Schläge und Waffengebrauch unterbunden werden. Damit ist schon die klassische Distanz umrissen - zu nah für Langwaffengebrauch, nah genug um Dolche zu befürchten und gut für ein Ringen zu nutzen.  Flinkheit und Entschlusskraft sichern in diesem Moment das Vor.
Die Fechtliteratur betont, das Schnelligkeit und Stärke die entscheidenden Einflussgrößen auf das Ringen sind. Der Ringer Ott stellt diese Feststellung an den Anfang seiner Unterweisungen. Ich möchte eine eigene Sichtweise auf diese Worte anfügen.

Schnelligkeit - meint vor allen Bewegungseffizienz zum Ziel hin, bei geringst - möglichen Krafteinsatz.

Stärke -  meint die Entschlossenheit, seine verfügbare körperliche Ressource im rechten Moment mit dem
            rechten Mittel, effizient zu nutzen.
 
Eine weite Distanz wird vom Ringer also vermieden. Sie lässt nicht nur den umfassenden Waffengebrauch zu. Auch Schläge und Tritte entfalten ihre volle Wirkung nur in einem gewissen Abstand. Ein solches Ringen ist aber gefährlicher. Unser Ziel ist die Bindung, zumal wir gesellig ringen, also alle unrechten Stücke vorerst nicht vertiefen. Der Wurf ist unser Hauptwerkzeug. Alles Streben dient der Erarbeitung der Gelegenheit für einen Wurf. Bis auf Ausnahmen sind Würfe Stücke der allernächsten Distanz.
Diese Nähe hat Vor- und Nachteile.
Da wir in permanenter Bindung sind und diese auch aufrecht erhalten wollen, übertragen wir unsere Bewegungsabsicht leider unmittelbar und sehr wahrheitsgemäß. Die Zeit vor der Bindung ist demnach wertvoll. Die Distanz aufzugeben sollte mit Vorsicht verbunden sein. In dieser Phase wird mit Scheinattacken der Gegenüber geprüft. Idealer weiser kann schon hier eine günstige Position erarbeitet werden.
Die Techniken der Mensurarbeit (o.a. "Blößenerarbeitung" oder "die Bewegung des anderen brechen") verfolgt die Absicht, ein Stück in seiner Vorbereitung bis zu dem Moment zu verschleiern, wo es zur Ausführung kommt. Ist dieser Moment da, handeln wir stark und schnell.
Eine sichtbare Kampfdistanz ist im Ringen nicht so leicht auszumachen. Aufweitung und Verkürzung sind so zu halten, das nur die unmittelbare Technik Platz findet. Wir schaffen nicht einfach Distanz. Oft reicht eine Gleitfläche oder wir ändern blitzschnell die Bewegungsrichtung.  

Da dem Kriegsringen auch Schläge und Tritte zugeordnet werden, beginnt die ringerisch bedeutsame Distanz in etwa zwei eigenen, großen Schritten. Einen Schritt weiter und beide befinden sich in einem Zustand, den ich Vorbindung nenne. Zum Zeitpunkt Der Zwei Schritte, wird über den Angriffsmodus (Vor/Nach, Stark/Schwach) entschieden. Ein Rückzug / Ausweichen für einen oder beide Gegner ist noch einfach möglich. Schläge / Blöcke und Tritte sind jetzt besonders nützlich.

Die Vorbindung erlaubt beiden, sich gegenseitig an den ausgestreckten Unterarmen/Händen zu berühren, sobald sich beide nach vorne aus der Wage begeben. Schläge, Tritte und Griffe sind gleichermaßen einsetzbar. Der Gegner kann schon physisch manipuliert werden.

Auf Armlänge wird definitiv gegriffen. Schläge und Tritte sind möglich. Im Geselligen Ringen wird nun mit Greifen, Gehen, Springen, Ziehen, Stoßen, Nachgeben und Verhärten eine günstige Position erarbeitet. Wichtig ist nicht eine besondere Position, sondern eine Situation, die ein uns durchführbares Stück ermöglicht. Der Nachringer muss mehr davon erarbeiten als der Vorringer, der die Anzahl der offenen Situationen möglichst auf Null senken will. Fast alle Stücke lassen sich durch Aufweitung der Distanz brechen. Problematisch ist das, weil wir den Gegenüber bei dieser Bewegung mit uns führen müssen oder uns dabei in irgend einer Weise lösen.

Bewegt sich der andere zu behende und hat alle Bewegungsoptionen, befindet er sich mindestens im Indes. Für Ringer ist das eine Art Zick. Angriffe verrauchen in der Deckung oder der Meidbewegung. Kann der Bewegliche den Anderen zu einer Reaktion zwingen, ist er im Vor. Erst eine Bewegungsfolge führt zu einer sinnvollen Position für einen der Kontrahenten. Beide arbeiten an diesem Ziel gegeneinander. Winkeländerungen und Schrittarbeit führen den vorsichtigen Ringer in diese Positionen.

Oberstes Ziel beider ist, es nicht zu Brüchen kommen zu lassen. Stockt der Bewegungsfluss, ist man schlimmstenfalls kurzzeitig bewegungsunfähig. Genau diesen Zeitraum haben wir Ringer gegenüber dem Partner für sichere Aktionen im Angriff. Unsere Mensurarbeit hat den Bruch der gegnerischen Bewegungsabsicht UND der tatsächlichen Bewegung zum Ziel.

Besonders gut sieht man dies in Judovideos. In der Partnerübung muss der Tori (Vorringer) einen Eingang in Uke (Nachringer) finden. Dabei wird Uke oft in Folge mehrerer Schritte destabilisiert und geöffnet. Schaut der geneigte Leser genau hin, kann man bei besonders schönen Würfen einen Moment des Stockens beim Uke feststellen. Das heißt er wurde ausmanövriert und hat alle Bewegungsoptionen verloren. Gleichzeitig überbrückt Tori die Distanz, um den Startpunkt für den eigentlichen Wurf oder besser eine klare Wurfchance zu erarbeiten. Tori hat dafür verschiedene Optionen.

Die aus meinem Erachten wichtigste ist, den Gegner in dem Moment, indem er sein Bein absetzt, so nach außen oder innen von seiner Linie abzubringen, das er das Gleichgewicht verliert und keine Folgebewegung anschließen kann. Die anschließende Bewegung des VR hält diesen Zustand aufrecht. Kann der NR sein Gleichgewicht nicht wieder finden, ist er VR ausgeliefert. Der Vorringer muss nun eine Technik aus seinem Repertoir wählen, die einen gewinnenden Griff oder andere Stücke möglich macht.

Sehr wirksam ist es, auch als Vorringer aus dem Nach zu ringen, da hier der Nachringer die nötige Energie mitbringt. Im Endeffekt läuft der Vorringer einfach nicht so schnell weg, wie der Nachringer auf ihn aufläuft. So gewinnt man sehr leicht das Vor zu beiden Seiten an. Der VR ist aber in der Gefahr, gegriffen zu werden. Um Distanzverkürzung muss er nicht nachdenken. Ich nenne das Passive Verkürzung mit Verborgenem Vor. Durch die klare Absicht für diese Aktion gewinnt der angeblich nachringende Partner das Vor an.
Die Bewegung des Vorringers soll verhindern, das VR mit den Händen und Füßen vom NR zu tun bekommt und der Absicht für das Stück dienen. Nicht einfach.
Der Ringer kann das grob als dreistufisches Vorgehen betrachten. Reizen - Kontern - Einlaufen. Erst im letzten Moment steht VR nah an NR. So kann in Abfolge des Vorgehens wieder mit der Herstellung von richtiger Linie , rechtem Winkel und sinnvoller Distanz erklärt werden. Ziel ist die Bewegungsunfähigkeit des Gegenüber.

In der minimalen Distanz kann die Mensur so weit verkürzt werden, das ein Arm des NR eingeklemmt oder das mit einem Körperstoss, usw. gearbeitet wird. Ähnlich total wirkt eine Distanzverkürzung, wenn ich mich auf den Fuß des Anderen stelle. Mit gleicher Absicht greifen wir zu den Händen oder versuchen sonstige Umklammerungen. Wer allerdings frei und beweglich bleiben will, sollte die günstige Position aus der Schrittarbeit holen. Statische Griffe sind immer zu vermeiden.

Sicherer ist es im Allgemeinen, zu den Außenseiten zu gehen.
Aus folgenden Gründen: Nach den Außenseiten kann der NR nicht so sicher, schnell und fest greifen, wie zu den Innenseiten. Zur Innenseite wird ein menschlicher Körper gewöhnlich stabiler reagieren, als bei Bewegungen zu den Außenseiten hin. Der Fokus der Wahrnehmung liegt auf der Innenseite. usw.

Der ringerischen Mensurbegriff ist allerdings noch komplexer. Beim ausweichen oder auch als Wurfeingang und in der Verteidigung, variieren Ringer die Höhe ihres Kipppunktes, d.h. sie machen eine Kniebeuge. Sowohl in der Ab-, als auch in der Aufbewegung kann Bewegungsenergie auf den Partner übertragen werden. Körpergewicht und Beinkraft unterstützen das.
Die Kniebeuge ist im Ringen eine vierte Komponente um Distanz zu manipulieren. Als Konterbewegung ist die Absenkung des Schwerpunktes meist sinnvoll, etwa bei Umklammerungen. In der Bindung kann aus der Auf- und Abbewegung die für eine Aktion nötige Distanz gewonnen werden (Hebetechniken, usw.). Der Körper folgt in diesem Falle Knie und Hüfte.
Die Mensur kann demnach unter Null gehen. Bei Hüftwürfen unterlaufen wir den Schwerpunkt des NR oder hebeln, z.B. im Twirchringen, den/die NR aus selbem.
 
Zusammenfassung:
Während des Ringens bewegen sich beide Partner permanent. Kipppunkt und Distanz werden ständig variiert. Im Geselligen Ringen werden eingangs vor allem Griffe angewendet. Daraus kann gezogen oder gestoßen/gedrückt werden. Genau so wird auch gehoben.
Jegliche Kriegsführung beruht auf Täuschung, Wenn du kompetent bist, täusche Unfähgkeit vor; wenn aktiv, gib dich untätig. <br />Autorenkollektiv Sun Zi, vmtl. 6. - 4. Jh. v. Chr., nach Samuel B. Griffith 1963, Sun Zi - Die Kunst des Krieges - Die neue illustrierte Ausgabe, Evergreen -Verlag, 2

ccj

#4
Mentale Einstellung und optische Verarbeitung

Ich glaube, das viele schon ein wenig beklommen reagieren, wenn ein großer Mann mit bereiter Waffe auf die eigene Person zugestürzt kommt. Aber alles halb so schlimm.

Ich behaupte, das im bewaffneten Kampf, Größe und Kraft nicht schadet aber keinen wirklichen Vorteil, außer dem der Reichweite, bringt. Schon bei der Wucht ist der Schlagende gehalten, nur stark zu fechten und nicht wie ein Büffel auf den anderen einzudreschen. Mehr Wucht ist kein Vorteil, sondern verhindert ein effektives Fechten.
Ähnlich ist es mit dem Ringen, obwohl Größe, Gewicht und reine physische Kraft nun gemeinsam voll zum Tragen kommen. Im Geselligen Ringen mehr als im Kriegsringen. Trotzdem ist es nicht ratsam, sich als Stärkerer dieser Kraft roh zu bedienen. Gibt man zuviel davon unbedacht ab, macht man sie dem sonst körperlich unterlegenen Ringer nutzbar. Eine geschulte Beobachtung, ein geschultes Gefühl, macht dem Schwächeren diese Momente sichtbar.

Meine Behauptung geht dahin, das im freien Spiel der FechterInnen, denjenigen ein echter Vorteil zukommt, die eine belastbare Psyche zum Zeitpunkt der Konfrontation, mit der richtigen Beobachtungstechnik verknüpfen.
Ersteres garantiert eine ruhige Bedachtheit der Handlung, zweites die Richtigkeit der Informationen, anhand derer diese Handlung beschlossen wird. 

Damit bin ich bei zwei weiteren Fragen angelangt: "Wie konditioniere ich mich zur inneren Ruhe, mitten in einem Gefecht?, und, "Welche Beobachtungstechniken sind hilfreich und wie funktionieren diese?."

Die Innere Ruhe

Am kürzesten und besten funktioniert es natürlich, wenn jeder monatlich 2000,00 € auf mein Konto überweist und dafür von mir Gürtel mit der jeweiligen Graduierung im Innerer Ruhe - Do GmbH und Co KG zugesandt erhält.Ab dem Zeitpunkt wird meine Innere Ruhe nahezu unbeschreiblich.

Ich möchte damit sagen, das Gebet und Meditation nichts kosten müssen, egal welche Zusatzangebote gemacht werden. Es wäre also sinnvoll, zum Beispiel vor einer Fechtschul, ein paar Minuten in Meditation zu verbringen. Ruhe hat nichts mit Phlegma zu tun. Ruhe ist die Fähigkeit, bedacht und so schnell wie nötig zu handeln. Eine Bewegung ist dann schnell und ruhig, wenn Sie entschlossen (stark) erfolgt. Eine kurze oder lange Phase der geistigen Entspannung ist dafür nützlich. Im Zweifelsfalle einfach vorher ausreichend schlafen.

Ruhe kann auch aus Sicherheit geschöpft werden.
Beherrsche ich wenige Stücke/Techniken, vergegenwärtige ich mir diese und deren Anwendungsprinzipien. Mein Streben ist die Situation für diese Stücke zu schaffen oder auszunutzen. So lange ich kein Fehler mache sind wenige Stücke genau so gut wie viele, denn ...
... FechterInnen mit vielen Stücken (= mehr theoretische Bewegungsoptionen) müssen ebenfalls eine Auswahl treffen, die wieder den anwendbaren Teil ihres Technikrepertoirs betreffen.
Sicherheit im Sinne von Selbstvertrauen ist also nicht so sehr an die allgemeine technische Brillianz und Vielfalt, sondern an die Entschlossenheit und Fähigkeit ein Stück sauber zu fechten, gekoppelt.   
Ruhe kann aus Akzeptanz erwachsen. Stehe ich einem Stärkeren gegenüber, hilft die Akzeptanz der oberflächlichen Unterlegenheit. Umgekehrt hilft es dem Stärkeren, den scheinbar schwächeren nicht zu unterschätzen und die Gefahr zu akzeptieren. Lasse ich mit der Konzentration nach, kann ich mir selber schnell weh tun. Etwa den Daumen umbiegen.
Ach ja - viel kämpfen!
topeecontinued....

Beobachtungstechnik im Kampf

1. Silhouettensehen

Wir beobachten keine Details des Gegenüber. Wir defokussieren unseren Blick und erhalten so einen Überblick der Veränderungen der Körperkontur. Damit wird sowohl visuelle Fixation verhindert als auch Reaktionszeit gespart. Ein schöner Nebeneffekt ist ein 'Irrer Blick', der für den Gegenüber nervtötend sein kann. Diese toten, leeren Augen ...

2. Wunschsehen

Fechtmaske, Gehilz, verdeckende oder durchs Sichtfeld streichende eigene oder fremde Gliedmaßen - oft ist die Sicht eingeschränkt. Um einen ungefähren Überblick zu behalten, kann eine virtuelle Gestalt des Gegenüber geformt werden, die die Sehinformation hinter der, z.B. Deckung simuliert. Dazu müssen kurze Seheindrücke reichen. Bei der Gewöhnung an diese Technik wird ein Fechter furchtbar oft getroffen.

3. Orientierung

Bei der Wahl der eigenen Position im Raum können Faktoren wie Sonneneinstrahlung, Licht- und Schattenfelder oder der Untergrund mit bedacht werden. Für die Orientierung muss daher ein Bild des Ortes bewusst abgespeichert werden. Voraussetzung ist die vorher gemachte Erfahrung mit den verschiedenen Oberflächen oder etwa der eigenen Lichtempfindlichkeit.

4. Kraftfluss

Im Ringen kann die Absicht des Anderen oft nicht von der Kontur abgelesen werden. Hier wird die Kraftrichtung und deren Schwankungen visualisiert. Störungen weisen auf eigene Unzulänglichkeiten oder eine Absicht des anderen hin. Mit der Kampferfahrung steigt die Sensibilität für diese Art der Beobachtung. Das Fühlen der Bindung an Waffen ist dem gleich bedeutend.

Wie sicher bemerkt wurde - eine Menge Sachverhalte können mit Hilfe von Visualisierungen "errechnet" werden. Voraussetzung ist die Kontinuität des Trainings und möglichst viele Kämpfe. Nur so kann der Körper die nötige Erfahrung für die Kalkulation seines Tuns gewinnen.

Jegliche Kriegsführung beruht auf Täuschung, Wenn du kompetent bist, täusche Unfähgkeit vor; wenn aktiv, gib dich untätig. <br />Autorenkollektiv Sun Zi, vmtl. 6. - 4. Jh. v. Chr., nach Samuel B. Griffith 1963, Sun Zi - Die Kunst des Krieges - Die neue illustrierte Ausgabe, Evergreen -Verlag, 2

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Gerade eben, weil ich in der Handschrift 2° Cod. Ms. Philos. 62 krame, überkommt es mich etwas zur Haltung zu sagen.

Der Autor der Handschrift beton die Wichtigkeit einer engen, geschlossenen Stellung mit abgesenktem Schwerpunkt.
Begründet wird dies durch mehrere Beispiele. Zum einen ist eine introvertierte Körperhaltung schwer zu öffnen.
Zum anderen werden auch Gliedmaßen geschützt - v.a. Finger - was uns einen Eindruck von der Heftigkeit des Geselligen Ringens vermittelt.
Kurz gesagt: Was absteht ist ab.

Japanische Abbildungen zeigen kämpfende Krieger oft in beinahe schon geduckten Positionen. Der Zweck ist der selbe. Das Hauptkampfmittel, der Wurf wird durch einen tiefen Stand erschwert/unmöglich gemacht.


Jegliche Kriegsführung beruht auf Täuschung, Wenn du kompetent bist, täusche Unfähgkeit vor; wenn aktiv, gib dich untätig. <br />Autorenkollektiv Sun Zi, vmtl. 6. - 4. Jh. v. Chr., nach Samuel B. Griffith 1963, Sun Zi - Die Kunst des Krieges - Die neue illustrierte Ausgabe, Evergreen -Verlag, 2

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#6
Es ist wieder soweit - wir alle freuen uns auf die Fechtschul.
Nächsten Sonntag (03.06.2012) werden sich wieder Fechter und Fechterinnen treffen um an den Wehren und im Ringen ihre Fähigkeiten zu testen und zu vervollkommnen.
Schön ist es, das wir es mit anderen, sich unabhängig entwickelnden Kämpfer - Charaktären zu tun bekommen. Blöd ist nur, das in diesen Begegnungen auch jede Menge Überraschungspotential liegt.

Das veranlasst mich auf den Eingang des Kampfes und ein paar mir bekannte Feinheiten einzugehen.
Die ehemaligen und aktiven Judoka unter uns haben mit Wettkämpfen sicher kein Problem. Deshalb richtet sich mein Beitrag eher an die anderen und unter diesen zuallererst an die Ringer.

Treffe ich neue Gegner, suche ich meist eine etwa gleich schwere und annähernd gleich große Person. Es lohnt sich sicher auch an seine Grenzen zu gehen. Besser für Gesundheit und Erfolgsgefühl ist zu Anfang eine etwa gleichwertige Paarung, was die Punkte Körperkraft, Masse und technisches Vermögen betrifft.

Egal wie es sich ergibt, die folgenden Anstriche gelten allgemein.

- zuerst einmal den Körper in die Lage versetzen Leistung zu
  erbringen. Ausreichend schlafen und den Körper mit einem guten aber nicht zu üppigen Frühstück verwöhnen und darüber
  hinaus auch Fressalien mitbringen, v.a. Brot, Fleisch, Wasser und Säfte. Zur letzten Fechtschul habe ich das nicht beherzigt
  und habe die Gefechte vor der Mittagspause anstandslos verloren.

- Mentale Einstellung / durchdenken der Bewegungen, d.h. der Ringer kann zuallererst seine ver-
  fügbaren Stücke ordnen und durchdenken / durchtanzen. Man kann auch mit nur einem Stück oft gewinnen. Überhaupt ist ein
  Frühgymnastik nach eigenem Geschmack der richtige Ansatz. Dabei fallen sofort drei vier Sachen auf, die gemacht werden könnten
  oder die man nicht beherrscht und daher meidet.
 
- Das Sehverhalten sollte mindestens das Silhouettensehen hergeben. Das zeige ich auf Wunsch auch noch einmal
  zur Fechtschul. Eigentlich ist es ganz einfach. Blick defokussieren, also keine Details beobachten, sondern das Große und
  Ganze. T.L.A.

- Es ist zu erwarten das es wehtut. Verlieren ist zwar nicht so richtig schön aber eine schnelle Aufgabe im Falle das man
  überwältigt wird, schont die Gesundheit. Auch im dem Fall, das eine ungewohnte Bewegung mit einem seltsamen
  Körpergefühl einhergeht oder ein ungewohntes Knacksen zu hören ist. SOFORT LAUT UND
  DEUTLICH AUFGEBEN!


- Beinarbeit überdenken, d.h. ein wenig tanzen gehen. Wirklich! Das hilft ungemein. Wir erinnern uns, das Beinarbeit und Arm-,
  respektive Körperstreckung gemeinsam die Mensur regulieren! Hinter die Waffe stellen, d.h. hinter unsere Hände und Arme.
  Wir bewegen uns ständig und möglichst kraftschonend in einer geschlossenen und lockeren Haltung. Die Arme nehmen eine
  der im Training vorgestellten Positionen vor dem Körper ein. Die Hände sind halb geschlossen, kein Finger steht ab. Wir
  können dank der Frühgymnastik und der üppigen Erwärmung, den GANZEN Körper in eine leichte Grundspannung versetzen.
  Die Knie sind NICHT durchgestreckt. Position L ist ein günstiger Ausgangspunkt für alle andere Schrittarbeit. Wir wenden uns
  dem Gegenüber zu und haben den Kopf weit genug erhoben, das wir den gesamten Partner sehen können. Unsere
  Bewegungen erfolgen mit dem Ziel unseren Gegenüber auszumanövrieren, so das er uns für ein gewähltes Stück ausgeliefert
  ist. Ich gebe zu, das dies auf einer ebenen Fläche nicht einfach ist. Oft hilft diese intensive Auseinandersetzung mit der
  Bewegung des Andern, mit einer ganz anderen, vielleicht eher glanzlosen Aktion zu punkten. 

- Fallschule, Fallschule, Falluchsle, Flallschue, Falschulle, Alfullsche, Felluschla, ... . Bis es leiert!

- Die Bindung wird schnell und entschlossen gesucht. Es sei denn, die eigene Taktik sieht etwas anderes vor, z. B. ein
  verborgenes Vor. Unsere Griffe gehen an den Körper und nicht zur Kleidung. In der Bindung bleibe ich nicht fix, sondern
  suche neue Möglichkeiten rund um mein gewolltes Stück ab. Das vorsichtige Testen des Partners ist unverzichtbar.
  Einfaches Überrennen hat nur ein 50/50 Chance. Es geht besser.

- Ich versuche nicht zu leichtfertig anzubinden. Solange ich lockeren Kontakt halten kann, suche ich Wege in oder an den Partner
  oder an Ihm vorbei und lasse lieber ein Dutzend scheinbare Chancen verstreichen (und damit auch die meisten Finten). Bemerke ich,
  das der Andere versteift und eine Bewegung nicht bremsen kann (obwohl er gerne würde) oder plötzlich dasteht und sich nicht
  sofort richtig rührt oder eine Blöße streicht einfach so vorbei, dann und nur dann mache ich mein Stück. Das Gegreife ist ein Patt!
  Deshalb sind Handbefreiungen im Ringen extrem wichtige Techniken, die ständig und flüssig daher kommen müssen.
   

- Halte Deinen Gegenüber nicht für blöde. Der denkt sich auch seinen Teil und wird mit der selben Schnelligkeit, Stärke,
  Entschlossenheit, Finesse und Tatkraft handeln. Sollte dieser Mensch die Höflichkeit zugestehen, einen für mich nutzbare
  Situation zuzulassen, bin ich im Gegenzug so höflich, meine Technik so auszuführen, das der Andere heil bleibt.
  Besonders für Würgen, Hebel und Würfe trifft dies zu. Wenn der Partner schon fällt oder röchelt oder klopft, braucht es keinen
  zusätzlichen Impact. Wen ich dabei erwische, der wird mit PUNKTABZÜGEN namhafter Größe bedacht.

ccj
   

Jegliche Kriegsführung beruht auf Täuschung, Wenn du kompetent bist, täusche Unfähgkeit vor; wenn aktiv, gib dich untätig. <br />Autorenkollektiv Sun Zi, vmtl. 6. - 4. Jh. v. Chr., nach Samuel B. Griffith 1963, Sun Zi - Die Kunst des Krieges - Die neue illustrierte Ausgabe, Evergreen -Verlag, 2

ccj

#7
So! Fechtschul vorbei.

War schön dort, habe nur leider einen nicht unbedeutenden Teil der Unseren vermisst. Ein paar andere auch. Trotzdem war es ein schöner und großer Tag. Die Stimmung war exzellent, die Kämpfe fair, die Verletzungen minimal.

Was gibt es zu den Kämpfen und vor allen zu dem Ringen zu sagen?

1.) Es waren echt wenig Ringer da. Kurz gesagt - fünf Ringende. Die haben alle der immerhin 14 Ringen bestritten. Unser Verein konnte durchaus Flagge zeigen und hält auch weiterhin einen gewissen Status in dieser Fechtweise aufrecht. Zumindest Kay und ich.

2.) Es hat sich wieder einmal gezeigt, das ein ruhiges und scharf beobachtendes Ringen Sinn ergibt. Thore Wilkens, der am kommenden Dienstag einen Vortrag zur Bearbeitung historischer Quellen halten wird (Aushang ist im Forum), ist ein beweglicher und konsquenter Ringer / Fechter, der zusätzlich ein hohes Maß an Koordination, mit Kraft und Schnelligkeit paart. Es sei mit erwähnt, das Thore auch groß und dem entsprechend nicht leichter als ich ist.
Sein Stil kombiniert ein ruhiges und kraftschonendes Taktieren mit blitzschnellen Vorstößen. Die Hauptwaffe ist, bedingt durch den Schwerpunkt der derzeitigen Trainingsarbeit bei den Blossfechtern, das Twirchringen. Eine spezielle Gruppe an Stücken, die im Endeffekt auf ein besonders effektives Beinstellen hinauslaufen. Grob umrissen.
Zufürderst war mein Anliegen (auf Thore habe ich mich natürlich besonders gefreut), stehen zu bleiben. Das schaffte ich nicht immer. Konter waren zuerst sehr schwierig, da Thore eine schöne tiefe, geschlossene Stellung beibehält und seine Beinarbeit zweckmäßig setzt. Zu unüberlegten Handlungen neigt er nicht. Das Verdrücken der Arme war vollständig sinnlos. Befreiungstechniken haben einmal mehr ihren Wert bewiesen.   

Die Wertung: 1 Ringen gegen Thore verloren und ein Sieg. Ich glaube ich habe auch irgendwann ein Unentschieden erkämpft.

Das Verlieren: Mangelnde Konzentration, zuwenig Kämpfe im vorhinein und falsche Atmung waren nach meinem Ermessen die ausschlaggebenden Faktoren. Auch hatte ich keine Erinnerung mehr, wie manniglich der Kerl zupackt. Ich habe viel Kraft verschwendet und mich in ein kraftbetontes Gefecht verwickeln lassen. Ich hatte zuerst keine Idee wie ich die Situation lösen hätte können.

Meine Angriffsversuche verrauchten in der Deckung. Die Deckung ist eine Kombination aus Entwinden, Anbinden, Schritten und Griffen, in denen gezogen, geschoben, gestoßen und was auch immer wird, um Manipulationen durch den Gegenüber zu vermeiden und sich selber in eine günstige Position zu schieben. Man lebt das Indes.

Was beweist, das ich etwas wichtiges schreiben kann und in der Anwendung immer noch erhebliche Probleme habe. Ich meine meine Einlassungen zum Indes (Antwort 3) des Ringers und den Problemen beim Angriff in dieser Situation. Im Kampf griff ich genau diese Situation, ein um das andere Mal, an. Insgesamt habe ich zu sehr auf einen Sieg gegeiert und dadurch die kämpferische Kreativität eingeschränkt.

Weiter war ich recht statisch, habe die Angriffe, (Der Opponent macht eine Schrittfolge mit verschiedenen Griffen und anderen Manipulationen, wobei das Ziel der Wurf ist ), zwar kommen sehen aber dann auch nichts weiter unternommen. Ein konsequenteres Entwinden (den stärkeren Griff vermeiden) und eine zielgerichtetere Beinarbeit (einen Ort aufsuchen, andem man relativ ruhig seine Sache vorbereiten kann oder besser noch , gleich eine Blöße findet) hätten mir die Angriffsenergie nutzbar gemacht. Immerhin kam Er auf mich zu. Da ginge was.

Der Sieg: Die aus dem Verlieren gemachten Erfahrungen haben mich vorsichtiger und kraftschonender arbeiten lassen. Die Taktik entsprach einem aktiveren Hinhalten. Um die Bewegungsabsicht Thores zu brechen, habe ich mit mehr ernst aussehenden Angriffen gearbeitet. Dadurch konnte ich ihn etwas verhärten und die Beweglichkeit einschränken.

Eine schnellere und flüssigere Bewegung der Beine hat zwar einen Gang zum Boden nicht vermeiden können, hat mir aber einen gewissen Bewegungsspielraum verschafft und die Puste für die Abwehr erhalten. Im weiteren Hinhalten habe ich die Bewegungsfolge Thores analysiert und feststellen können, wann er Anzeichen seiner nächsten Aktion offenbart. Beim nächsten ähnlichen Versuch konnte ich Thore hinterschreiten und sauber zu Boden bringen.  Insgesamt habe ich mich an den Ratschlag gehalten, Stärkeren Nach zu ringen. Den Bewegungsdruck zu erhöhen und trotzdem das Nach zu kultivieren hat letztendlich den Ausschlag gegeben. Das Erkennen der gegnerischen Stärke war der Schlüssel.

Wenn ich mich recht erinnere, war auch ein kleiner Block gegen den greifenden Arm beteiligt. Technisch würde ich einer Kombination von Trapp und Bein - Stellen - Von - Hinten sehen. Blöcke sind auch im  geselligen Ringen oder gerade da, ebenso wichtig, wie etwa dei Befreiungen.

Mein Nach

Was heißt für mich "ringen im Nach" ? Ich fange an mit dem Ziel dieser Taktik. Das selbe wie in allen anderen Fechtdisziplinen: Treffen ohne getroffen zu werden.

Greifen ohne gegriffen zu werden, werfen ohne geworfen zu werden, bewegen ohne bewegt zu werden. Im Sinne einer Taktik hat das Nach eine andere Bedeutung, als bei der Verwendung des Wortes zur Beschreibung der Kampfsituation: "greift jetzt an" = Vor, "verteidigt gerade" = Nach, "Kampf in der Schwebe" = Indes
Ich meine den gewählten Kampfmodus, der die Absicht meiner Gefechtsführung, also wie ich das Kampfgeschehen grundsätzlich für MICH angehe, umreißt.

Basis ist die Bewertung des eigenen Körperlichen Zustandes. Das Maß aller Dinge sind die alltäglichen Handicaps. Die Taktik dient demnach vor allem der Eigensicherung. Unverletzt stehen bleiben.
Dazu werden gegnerische Griffe durch die Anwendung der Befreiungstechniken vermieden. Solange nicht fest angebunden wird, kann innerhalb des Rings weggelaufen werden. Dem Gegenüber wird die Eröffnung der Partie gegeben. Der Zeitverlust der Nach - Taktik durch Überraschung,  relativiert sich, weil ich fest vorhabe den Anderen kommen zu lassen.
Ein, zwei wichtige Aspekte:
Ich wähle meine Bewegungsrichtung möglichst unverkrampft so, das mein VR möglichst oft zu kleinen und großen Änderungen seiner Linie gezwungen ist. Mit anderen Worten - ich zwinge ihm eine Art schlingern und trudeln auf. Dazu gehen wir auch entgegen der Bewegungsrichtung des VR, an diesem schräg vorbei. Möglichst zu den Außenseiten.  Greift der Andere, schlage ich diesen aus oder meide (Blöcke; Methoden des Drückens; Hand-, Arm- und Körperbefreiungen). In diesen Momenten ergeben sich auch Chancen der Manipulation. Handbefreiungen etwa sind kleine Angriffe. Ich rucke mich los oder ich ziehe sanft, während der gegriffene Arm/ die Hand, so mit Unterstützung durch eine Ganzkörperbewegung ("Schritt" genannt) gedreht wird, das ich zwischen Daumen und Zeigefinger des VR entschlüpfen kann.
Will er den Griff halten, muss er nachgehen und gibt seine Linie auf. Die anschließende Bewegungsfolge wird von mir bestimmt. Ich habe das Vor und schröpfe die Reserven meines VR.  Geht er mir hintrerher, kann ich direkt aus dem Entschlüpfen offensiv werden. Es sei erwähnt, das alle Befreiungstechniken offensiv ausgeführt werden. Bleibe ich sanft, dann nur aus dem Grund, um in einer besseren Situation noch wirkungsvoller mein Stück zu setzen.

Gegen Würfe wende ich meist den tiefen Stand an. Ich wehre mich gegen Umklammerungen v.a. mit Körperstößen, Drehungen und Atemtechnik. Alle Gliedmaßen halte ich so gut wie möglich bei mir. Bei der Befreiung übertrage ich möglichst oft auch Angriffsenergie auf den VR. Das macht zusätzlich mürbe. Der Siegwille des Anderen ist für Ihn ebenso stressig, wie mein zwar anstrengendes aber eher ergebnisoffenes Rumgehampel in der Reaktion für mich.

Tja, so in etwa sieht mein Nach aus. Da schimmert auch ein wenig Indes mit durch. Aber das ist eine Kunst, die ich nicht verstehe.
ccj


Jegliche Kriegsführung beruht auf Täuschung, Wenn du kompetent bist, täusche Unfähgkeit vor; wenn aktiv, gib dich untätig. <br />Autorenkollektiv Sun Zi, vmtl. 6. - 4. Jh. v. Chr., nach Samuel B. Griffith 1963, Sun Zi - Die Kunst des Krieges - Die neue illustrierte Ausgabe, Evergreen -Verlag, 2

ccj

Jetzt ist es passiert -ich muss den Trainerhut aufsetzen.

Die Ringers haben mich einfach so dazu vergattert. Demzufolge darf ich mir die Trainingsinhalte nicht mehr aus den Fingern saugen. Stringende Trainingsleitung wurde verlangt. Struktur und Folgerichtigkeit. Ohgottogottogott!

Na gut. Für die Bewegungslehre im Montagstraining wird es noch eine Weile bei Fußarbeit und ab nächsten Montag auch speziell um die Entfernung und deren Manipulation im Gefecht gehen.
Die Dienstagler werden am Haken, seinen Varianten und den dazu gehörigen Brüchen forschen.
Der Haken ist eindeutig ein Stück des Geselligen Ringens. Im Kriegsringen würde dessen Anwendung mit ziemlicher Sicherheit zum Tode des Anwenders führen. Im Geselligen Ringen hingegen ist er ein nützliches Werkzeug, sowohl für die Verteidigung im engen Gerangel, als auch für den Angriff aus allernächster Distanz (Kuscheln).
Gestern wurde ein Procedere erarbeitet, mit dem wir weiter arbeiten können. Die nächsten fünf Trainingseinheiten werden ausschließlich dem Haken gewidmet werden. Basis ist der Hinterwurf aus dem Haken, nach Fabian von Auerswald. Nach derzeitiger Lesart werfen wir den NR tatsächlich hinter uns. Alle anderen Wurfansätze waren nicht sinnvoll.Dazu wird der gesamte Körper genutzt.

21.07.2012
Der Haken entpuppt sich immer mehr als eine Übergeordnete Technik. Diese Woche spielten wir mit den verschiedenen Wurfansätzen und dem Greifen. Ein ungelöster Punkt bleibt die Stabilität des Vorringers. Ich werde zur nächsten Gelegenheit ausprobieren, ob und wie die Optimierung der Abfolge der Destabilisierung des Nachringers eine Verbesserung bringt. Ich kann mir vorstellen das der eigentliche Haken (das Umschlingen des NR - Beines mit dem eigenen Bein) realtiv stabil stehend erfolgt. Erst danach wird der VR, den NR aus der Waage drücken. Irgendwo muss also eine kleine Bewegungsreserve für sicheres Heben beim Schieben (Eine kleine Kniebeuge?) eingebaut werden.
Unser forschen hat bisher ergeben, das der Haken über die Hüfte ein sehr enges Stück ist, wahrscheinlich gut zu beiden Seiten geht und vor allem: VR und NR bilden eine erzwungene Einheit. Nur so kann VR seinen Partner so ausheben, das er schräg hinter sich wegfällt. Durch diese schräge Bewegung entfällt zu Teil auch das Problem, das bei einem einfachen Hinterwurf das ausgehobene Bein des NR in den Unterleib des VR umschwingt.

Als Variante für Eilige wurde ein anderer Wurf unter Verwendung des Hakens probiert.

NR geht auf VR zu. VR schreitet links neben das hintere Bein von NR und setzt seinen Haken an (vorher natürlich ein plötzliches und wohl dosiertes Lösen - wir brauchen den Oberkörper des NR später noch in einer nahen Distanz). Der Oberkörper wird oben über Brust und Schulter gegriffen und vom NR an seine Seite gepresst. Der rechte Arm des NR wird ebenfalls gut vom VR an dessen Körper fixiert, etwa indem dieser an NRs Ellenbogen greift und dort zieht.
Nun schwingt VR das im Haken am NR fixierte Bein nach vorne , um es dann sofort umso weiter nach hinten zurückzuschwingen.  Während der Nachringer bei seiner Vorwärtsbewegung noch relativ frei nach vorne auspendeln darf, wird er beim Rückschwingen des Beines mit Entschlossenheit vom NR nach hinten gerissen. Die Kraftsteigerung erfolgt dabei schnell aber kontinuierlich.

Das rumset gewaltiglich!  ;D

Ich sehe den Haken als gutes Stück für die Bewegungsforschung. Die Basis für das Einhaken ist gleich, egal von welcher Seite. Die daraus entwickelbaren Stücke sind verblüffend unterschiedlich.
Wer sich das veranschaulichen möchte, vergleiche die Lösungen von, 'Ein ander Bruch auf den Haken' (No. 47), 'Das ist ein eusser Haken' (No: 74) und No. 75 ' Das ist der unterhake/ ... '. Nummern nach Tafelnummern der Ausgabe "Die Ringerkunst des Fabian von Auerswald " von  Schmidt und Wassmannsdorff, Leipzig 1869

Der Haken scheint sehr schnell angewandt werden zu müssen. Eine bestenfalls ansatzlose Bewegung. Deswegen wird der Fluss des Ansatzes vordringlichste Aufgabe. Wir erstellen eine Basissituation, die geeignete Bedingungen simuliert. Ziel ist die Darstellung des idealen Weges zum einhaken bei gleichzeitigem eigenen Stabilitätserhalt. Der Haken ist grundsetzlich instabil und verletzlich, wie No. 47 veranschaulicht. Die Lösung dieses Problems werden wir zusammen mit dem Bruch No. 47 erarbeiten.

Der Oberkörper - Dynamik und Flexibilität des Griffes am Haken und allgemein werden uns ständig beschäftigen. Auch hierzu wird unser Basisszenario adaptiert.

These: "Eigentlich muss der Fuß des VR immer vom Bodengelöst werden". Die verschiedenen Möglichkeiten hierzu und die Untersuchung ob die These stimmt, wird in den darauf folgenden Trainingseinheiten unser Ziel. Im Zusammenhang mit dem Haken wird die Welt der Hinterwürfe unser nächstes Forschungsfeld werden. Ab diesem Zeitpunkt wenden wir uns dem Haken als Finte zu.  

Ansonsten werden wir Würfe ähnlicher Machart fleißig sammeln, insofern jemand soetwas findet.

30.07.2012

Heute schönes Training gehabt. Der Haken krankt wirklich an der Reihenfolge des Aufrichtens und Aushebens. Bei dem Haken über die Hüffe wird zuerst der Oberkörper manipuliert und dann das verhakte Bein dazu bewegt. So isses.

Chris
 
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ccj

Tja, den Haken haben wir erst einmal ... auf Eis gelegt. Weil es sich vermutlich um gerade das anspruchsvollste aller Stücke im Auerswald handelt. Auf Eis meint aber nicht, das wir nicht mehr daran arbeiten. Der Schwarze Micha und ich friemelten letzten Dienstag schon wieder daran.

Statt dessen delektieren wir uns nun am Thema des Lösens aus der Bindung (Schlossgriff), dem Vorbeilaufen und mancherlei Hinterwürfen. Im montäglichen Schwerpunkttraining "Ringen" wurde eine Situation erschaffen, die das Lösen und dominieren der Bindung mit einer Form der einfachen Gegenwehr des NR umsetzte. Ziel war nicht nur das Fühlen in der Bindung zu verbessern und den Punkt des Technikwechsels bei Gegenwehr zu erfassen, sondern auch die Kreativität und das Verständnis für die Unwägbarkeiten des Kampfes zu befördern.
Technisch ist das von mir vorgestellte Stück eine Ring - Variation des Oberen Abnehmens. Voraussetzung ist eine offensive Absicht des Partners und das dieser versucht Stark zu bleiben. In diesem Sinne ist das Stück auch eine Lektion zur Erlangung und Bewahrung des Vor.

Das Stück - Ein Bein stellen

- Beide fallen sich in die Arme und greifen ins Schloss
- VR hebt NR den linken Arm auf indem er mit der Rechten von unten gegen den Ellenbogen des NR drückt (aus Kniebeug) und diesen dann zu
   dessen rechter Seite weiter verdrückt (die Bewegungsrichtung und die Handhaltung spielen also)
- Der VR rutscht mit seiner Linken indes in die Armbeuge der Rechten des NR und zieht diesen an der Armbeug zu sich und leicht nach unten
- Der NR blockiert mit Kraft die Aufwärtsbewegung des VR
- Der VR ändert darauf hin die Richtung seiner Druck-, resp. Zugbewegung, wobei die Reaktion sofort bei Gegenwehr des NR beginnt
- Der linken Arm des NR wird durch Nachgeben hinter ihn gebracht, der rechte Arm zusich; Der NR verliert so das Gleichgewicht nach links
   hintersich
- Indes läuft VR mit rechts an NR vorbei und setzt seinen linken Fuß direkt hinter den linken des NR nach und verdrückt das Bein an der Wade
So muss er fallen.

Chris
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ccj

Gar keine Videos hier? Schaut mal unter Silly Sword Fights nach.

Was haben Wir so getrieben? Wir haben ein Spiel entwickelt. Eine Abfolge von Situationen, denen Menschen im Ring begegnen können, mit alternativen Ausgängen / Stücken und wechselnden Rollen. Jede Situation hat, ausgehend von einem Basis - Szenario, drei verschiedene Stücke, von denen eines dem Kampfringen zuschlägt. Das ganze wird dann als Merkzettelchen auch hier verteilt. Der Clou soll die Stelle werden, an der jeder für sich und letztendlich für alle notiert, woher er/sie diese Technik kennt/wiederkennt, eine ähnliche Methode gesehen hat oder auch wüste Kritik. Wir basteln uns sozusagen einen Apparat zur Untersuchung einer möglichst breiten Quellenbasis. Natürlich vorausgesetzt, das die Quelle exakt benannt werden kann.

So ein Spiel ist das.
Und sonst so? Twirchen und Fallschule und ab und an ein Ringen. Das irgendwie zu vermehren, das wäre es wirklich.
chris
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ccj

Hallo,

Das I. Dresdner Spiel steht jetzt! Diese Woche habe ich das Organogramm zur Kritik freigegeben.
Um was handelt es sich? Zuerst einmal um  unser Trainingskonzept, unsere Abfolge, unseren Zugang zur Welt des Ringens. Um die Quellen sinnvoll interpretieren zu können ist ein Grundstock an üblichen Stücken vonnöten. Als Grundlagen bezeichnen wir derzeit die Fallschule , die allgemeine Bewegungslehre und die 19 Stücke des ersten Spiels. Weiter wollen wir alle Stücke mit allen Quellen verknüpfen, in denen wir ähnlicher oder gleicher Stücke ansichtig werden. So ist das Spiel zugleich Quellenzugang, Forschungstagebuch und mehr und mehr auch Lexikon. Um rege Beteiligung wird gebeten.
Die Auswahl der Stücke folgte nicht der Maßgabe, europäisches Ringen des 15. Jhd wiederzugeben. Vorhaben ist, in vier vorgegebenen Stufen einer Auseinandersetzung verschiedene Lösungsmöglichkeiten vorzustellen, die einer fortschreitenden Schwierigkeit folgen. Das stellt keine Abkehr vom europäischen Ringen dar. Es wäre nur sehr seltsam, den vorhandenen Erfahrungsschatz in unserem Verein zugunsten einer sinnfreien Regionalisierung zu opfern. Somit sind auch Würfe in der Art japanischer Kampfkunst (vornehmlich Bujinkan Budo Taijutsu, Judo) enthalten. Ein Fabian von Auerswald wäre wahrscheinlich nicht verlegen gewesen gute Techniken sofort einzuverleiben. Wir erwarten von der Praktik dieser ausformulierten Techniken einen schnelleren und gefahrarmen Zugang zu unseren Forschungsstücken, sowie ein allgemein besseres Verständnis vom Ringen.
Mein Forschen ist immer noch und weiterhin beim Fabian. Ein wenig huldige ich auch der dort vorgestellten Didaktik. Übrigens fällt man beim Hinterwurf des Hakens immer mit. Falls einer fragt was der Haken so treibt.
Letztendlich ist die Bezeichnung der Bewegung wurscht, wenn man sie kann. Für die Arbeit miteinander ist es gut, gemeinsame Begriffe zu verwenden. Einige Stücke haben noch recht sperrige Namen, die wir mit der Zeit durch blumigere Ausdrücke ersetzen werden. Idealer weise sollte es mit der Zeit egal sein, ob ich eine o- goshi oder eine Hohe Hüfte sehen will. Diese Würfe sind weitgehend deckungsgleich.

Aus der Situation das er gegriffen wird, realisiert der VR zuerst 5 Stücke. Er überrascht mit seiner Initiative den NR und kann ungehindert / ohne Gegenwehr agieren. Die Würfe stellen Ansätze für verschieden weite Ein- oder Durchlaufen vor dem Mann dar. VR blickt beim Wurf in Blickrichtung des NR. Der VR schreitet über ein Bein, dann über zwei Beine des NR, überweit und an dem NR vorbei. Sperrt der NR das Durchlaufen, wird der Schenkelwurf erzwungen. In dieser Abfolge geht der VR vor den NR und wirft von der Halben Hüfte, der Hohen Hüfte, die Mühle vor dem Mann, das Durchlaufen im Trapp vor dem Mann und zuletzt den Schenkelheber.

Dann gibt es die daraus mögliche Variante, das der NR das aufheben des Armes sperrt. Der VR hat hier zwei vorgegebene Optionen: nachgeben und den überraschten NR umlaufen/überlaufen oder zudem noch die Seite wechseln. Zu beiden Seiten des NR gehen vier Stücke, welche natürlich wiederum selber zu beiden Seiten des VR anwendbar sind. Die Blickrichtung des VR ist auf der Eingangsseite entgegen der Blickrichtung des NR und beim Seitenwechsel in Richtung des NR.
Wechselt der VR auf die andere Seite, kann er wieder die Mühle (diesmal über ein Bein) und 3 verschieden ausformulierte Armhebel mit Niedergang des NR praktizieren. Fühlen und Schrittarbeit sind anspruchsvoll, da das Vor nie abreißen darf.

Hiernach blockiert der NR das Aufheben nicht nur - er schubst mit seinem vorderen Arm. Als Vergeltung streckt der VR den NR noch weiter am schubsenden Arm (und natürlich gegenläufig über den zweiten Arm die andere Schulter des NR) und löst sich einseitig. Dabei entledigt er sich des Armes des NR, indem er ihn nach unten wirft und sofort nachfolgt. Hieraus geht ein Hinterschreiten mit Ausheben und Fegen, ein Umreißen am Hals und ein Twirch der den NR überrück wirft.

Zuletzt gibt es noch das Problem, das sich der NR nicht umfassen und umreißen lassen will und sich deshalb wehrt und seinerseits die Mühle (eine Art Twirch) ansetzt, wogegen der VR wieder twircht oder am Ellenbogen hebelt oder ein trickreiches Neuausrichten der Hüfte anstellt (daraus wird der NR am Nacken zu Boden gedrückt).

Zum Stand ist noch zu ergänzen, das NR und VR mit dem rechten Bein vorne beginnen.

Das Spiel ist recht anspruchsvoll und integriert Ausschnitte vieler Bereiche des Ringens. Ausgehend von den einzelnen Stücken des I. Spiels werden neue Spiele die einzelnen Bereiche näher beleuchten. So etwa auch das Drücken und Ziehen;Tritte, Blöcke und Schläge; das Laufen und natürlich die Sprünge; Hebel; Würgen; weitere Würfe; Festhalten.

So sieht es aus. Das Sparring wird die nächste Zeit ausschließlich um die aus dem Spiel kommenden Stücke kreisen.
Die Abfolge des Spiels birgt in sich eine Eskalation der Nähe und Intensität. Bei dem Übergang zum Sparring verfolgen wir folgende Reihenfolge:

- statisches Probieren in der Bindung, autogene Übung/ Singleübung / Erarbeitung des Bewegungsappartes
- kooperativ bewegtes Probieren, Ausbildung des Technikflusses in der Bindung
- Anwendungsübung mit leichter Gegenwehr in der Bindung und im Zuringen
- Anwendungsübung mit mittlerer Gegenwehr in der Bindung und im Zuringen

Mittlere Gegenwehr ist dem Freien Ringen ähnlich. Das F. Ringen bedient sich aber der Gesamtheit der geselligen Techniken. Das Spiel verfolgt seinerseits eine Fokussierung auf eine bestimmte Bewegungs - Situation und bedarf gesonderter Abstimmung mit den PartnerInnen im Rahmen der Trainingsvorgabe der TrainingsleitInnen. Leichte Gegenwehr macht die Durchführung nicht unmöglich sondern fordert im idealen Falle lediglich die korrekte Ausführung.

Ein paar Worte an die jeweiligen Nachringer. Diese sind keinesfalls passiv. Das Spiel eröffnet mit einem Übergriff des NR. Wie alle Brüche (Gegenwehren) , ist ein situativ eintretender Fehler der Einstieg für den Vorringer. NR greift nicht entschlossen beide Arme und verliert dadurch die Initiative. Die Übung wird also schon alleine durch die korrektere Ausführung des Zuringens (d.h. in diesem Falle: der Griffe) seeehr viel anspruchsvoller. Die korrekte Grundhaltung (eng in Pos. L, in der Wage, aufrecht, geschlossen, Finger beieinander) erschwert den Eingang des VR ebenfalls. Erfolgt der Zugriff mit einem deutlichen Abstand beider Fassen, ist es dem entsprechend leichter. Die korrekte Übung erfordert auch, das der NR unvernünftig viel Kraft in seine Angriffsrichtung investiert. Eine schrittweise Einschränkung dieser "freien" Kraft erschwert die Übung zusätzlich.
Es wird ein korrektes Ausführen der vorgeschriebenen Bewegungen erwartet. Um eine einfache Routine zu vermeiden muss der NR aufmerksam bleiben - es kann auch im Training immer etwas schief gehen.
Der NR kultiviert sein Fühlen mindestens ebenso so intensiv wie der NR. Die Schutztechniken (Meiden, Sperren, Fallschule, Befreiungen, ...) müssen der Intensität des Stückes des VR ebenbürdig sein. Ansonsten entstehen vermeidbare Verletzungen. Stürze zu allen Seiten sind mögliche Folge der vorgestellten Würfe. während des Spiels (welches auch verkürzt in schnellen Abfolgen von Konter und Gegenkonter erfolgen kann) versucht der NR sein Vor wieder zu gewinnen. Das Spiegelbild der I. Spieles ist demnach die erfolgreiche Vereitelung aller Aktionen des VR.
Brüche und Befreiungen sind der hauptsächliche Gegenstand des II. Spieles, das ich faulerweise direkt aus dem ersten ableiten werde.

Zusätzlich werden wir 13 Techiken aus dem BBT studieren, die unter dem Begriffen kihon happo und sanchin no kata bekannt sind. BBT an sich ist eine relativ junge Kampfkunst (mit Vorwehen wohl kaum 140 Jahre alt), die ihrerseits schon international beeinflusst ist. Es werden Techniken aus insgesamt 6 historisch belegten Schulen gelehrt. Ein schier unerschöpflicher Fundus.

Die Grundlagen (kihon) teilen sich in drei und fünf Stücke. Drei Situationen von Angriff und Gegenangriff mit Schlägen und Tritten und fünf große Hebel. Wer hier ein paar Ähnlichkeiten zu europäisch belegten Stücken sucht, wird nicht enttäuscht werden.
Die Form des Dreijährigen Kindes (Sanchin) ist eine reine Bewegungsübung, die einzeln oder paarweise verschiedene wichtige, z.T. antagonistische Bewegungsabfolgen einstudiert.
Mit diesem Rüstzeug ist es uns möglich, Seminare des BBT mit zu besuchen und nicht völlig in die Röhre zu gucken. Als frühe und äußerst lebendige Hybridkampfkunst/-Kampfsport (falls es je irgend etwas anderes gegeben hat) können wir sowohl dem Judo als auch dem BBT oder was auch immer, wertvolle Anregungen entnehmen, die ein Fechtbuch so nicht geben kann.
Beides wird in Dresden durch hervorragende Vertreter ausgeübt und ist daher relativ preiswert zu haben.


Ciao,
Chris
 
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ccj

Das Trainingsprogramm für dieses Jahr und vermutlich auch noch für das nächste:

- Die 19 Stücke des I. Spiels (Dopplungen/Überschneidungen mit anderen hier verwendeten Stückesammlungen sind gewollt)
- Die 7 Twirchstücke + mindestens 3 der Begleitstücke / Brüche
- 8 Stücke für die Vorstellung möglicher Block- und Schlagfolgen und zur Darstellung von Hebeln,
  sowie drei Varianten des Felsenwurfes als Vergleichsmuster und als Alternative zum Twirch
- 5 Stücke aus der japanischen Bewegungslehre, die Grundlagen für Treten und Boxen liefern

Zusammen 45 Stücke. Das wird dauern. Die Dopplungen behandeln alternative Situationen.

Jegliche Kriegsführung beruht auf Täuschung, Wenn du kompetent bist, täusche Unfähgkeit vor; wenn aktiv, gib dich untätig. <br />Autorenkollektiv Sun Zi, vmtl. 6. - 4. Jh. v. Chr., nach Samuel B. Griffith 1963, Sun Zi - Die Kunst des Krieges - Die neue illustrierte Ausgabe, Evergreen -Verlag, 2

ccj

Ich hoffe, das diesmal viele Mannen und Weiben zur Fechtschul erscheinen und sich dort miteinander wacker schlagen. Ich stelle leider immer noch eine eklatanten Mangel an akzeptabler Fallschule fest.
Es ist nicht möglich, das Ringen am Schwert zu benutzen, da man dieses nicht übt, da alle MitstreiterInnen Schiss vor dem Boden haben. Zu recht!
Hier fehlt einfach eine wichtige Kampfoption in der allernächsten Distanz. Andere, etwa die Bloßfecher, integrieren ringen besser und können natürlich mehr von dieser Option profitieren. Eine große Gefahr sehe ich in (das muss ich jetzt einfach so apart sagen, sorry) eurer größtenteils lausigen Fallschule, weil man es sich nicht immer aussuchen kann, wann man fällt.

Wir teilen die Fallschule in zwei grundsätzliche Bereiche:

Rollen
Stürze.

Rollen sind eine Fortbewegungsform am Boden. Wird ein Fechter zu Boden gebracht und ist dort nicht schon bewegungsunfähig oder tot, kann die Rolle helfen, schnell die Erlangung von Distanz, Richtung, Kampfbereitschaft / Wiederaufstehen zu bewerkstelligen.
Abgesehen davon ist das Rollen eine ganzkörperliche Gymnastik. Auch als Fortbewegungsform außerhalb einer Fallsituation ist die Rolle geeignet. rollen können in jede Richtung ansatzlos ausgeführt werden.

Stürze hingegen sind eine Möglichkeit, das freie Fallen aus geringer Höhe zu kontrollieren.  Ziel ist es, eine unkontrollierte Bewegung aufgrund äußerer Krafteinwirkung so abzufangen, das der geringstmögliche Schaden entsteht, die Kontrolle über die Bewegung wieder erlangt wird und eine sichere Position eingenommen werden kann. In kürzester Zeit wird Kraft abgebaut und eventuell in weitere Bewegung umgesetzt. Die Stürze sind ebenfalls in alle Richtungen durchfürbar.

Gerade die Stürze sind ein Bereich, der in unserem alltäglichen Leben bedeutsam sein kann und Verletzungen verhüten hilft. Oft gehen Sturz und Rolle miteinander einher, da die Rolle ein wichtiger Weg zur Umsetzung von Fallenergie ist.

Ich appelliere daher den Rollen und stürzen im Training Raum einzuräumen. Sie funktionieren auch ohne Matten und werden von mir jedem und jeder gezeigt, so ein Wille besteht.

MfG,
Chris
Jegliche Kriegsführung beruht auf Täuschung, Wenn du kompetent bist, täusche Unfähgkeit vor; wenn aktiv, gib dich untätig. <br />Autorenkollektiv Sun Zi, vmtl. 6. - 4. Jh. v. Chr., nach Samuel B. Griffith 1963, Sun Zi - Die Kunst des Krieges - Die neue illustrierte Ausgabe, Evergreen -Verlag, 2