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Charakterentwicklung

Begonnen von Jörg, August 09, 2012, 16:35:29 NACHMITTAGS

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Jörg

Hallo alle zusammen,

ich möchte für die Entwicklung meines Charakters eure Hilfe in Anspruch nehmen. Ich würde diesen Thread daher gerne als Ausgangspunkt nutzen, um mich in den nächsten Monaten auszurüsten, mir einen schönen Hintergrund auszudenken und dann zu schauen, wie ich mich am besten einfügen kann. Wenn dieses Vorgehen etwas zu ungewöhnlich ist, dann den Thread einfach löschen.

Kurz zu meinem Char:

Er heißt Jorge und stammt aus den Nordlanden. Leider habe ich schon wieder den Namen des Landes im Kontext des Tag der Schwalbe vergessen. Irgendwas mit Noralek? Rein historisch wäre er aber aus den ehemals slawischen Gebieten der Länder, die heute als Deutschland bekannt sind. Zwar befinden wir uns bereits im 13. Jh. und damit liegt die Christianisierung dieser Landstriche bereits über 100 Jahre zurück. Aber alte Bräuche verschwinden ja nicht so schnell, weshalb ich eher zum Glauben an Perun/Svantovit (ähnlich Thor) tendiere. Ich stamme aus einem Sippenverband und reise momentan durch die Lande, um mehr von der Welt zu sehen. Bei dieser Gelegenheit bin ich dann auch auf Lothaire gestossen und hab mich ihm angeschlossen.

Zu meinen Ausrüstungsplänen:

Ich würde gerne erstmal einen alltagstauglichen Satz an Klamotten zusammenstellen. Da ich einen Spagat zwischen der typischen Kleidung zweier Kulturen versuche, könnte es hier etwas haarig werden. Momentan tendiere ich eher Richtung slawischer Kleidung, da ich glaube, dass sie einfach besser meinen Hintergrund verdeutlicht und sich dann keiner fragt, warum ist der so komisch, der sieht doch eigentlich ganz normal aus.

0. Wappenrock

1. Schritt wäre eine einfache Tunika:

Würde mich hieran orientieren: http://www.wikingerkleidung.de/haithabu/tunika.html. Als Material würde ich Leinen wählen. Entweder in grau-grün oder in bordeaux. Gibts bei Amazon. Nähen versuch ich dann mal selbst.

2. Schritt wäre eine Pluderhose:

Schnitt findet sich auf der gleichen Seite unter Rushose. Material bin ich mir noch nicht so sicher, sollte auf jeden Fall stabil sein. Farbe wahrscheinlich ein dunkles braun.

3. Gürtel

Da würde ich mich an Silvio wenden.

4. Stiefel

Fallen etwas aus dem Rahmen, aber haben mir einfach auf Anhieb gefallen. http://gdfb.com/haendlerstiefel-groesse-47-p-701.html

5. Über eine Kopfbedeckung mach ich mir noch Gedanken.

Soweit erstmal die Planung. Bevors jetzt aber in die Hose geht. Stelle ich mich und mein Konzept den Profis und hoffe, auf Vorschläge und Kritik.

Jörg

Captain

#1
Öhm, das ist ein ziemliches Durcheinander. Ich würde empfehlen, dich meh auf eine einzelne definierte Schiene einzulassen und da möglichst straff drauf zu bleiben. Also entweder auf der typisch mitteleuropäisch hochmittelalterlichen Sackmode (zu der kann ich dir viele Details geben), oder eben der slawische (vielleicht kann Freyja dir da weiterhelfen?) Stil. Der Mix erzeugt nämlich genau dieses "warum ist der so komisch" Gefühl, ergo solltest du da eher sehr sparsam und genau definiert mit Kreuzungen rangehen.

Zitat von: JörgZwar befinden wir uns bereits im 13. Jh. und damit liegt die Christianisierung dieser Landstriche bereits über 100 Jahre zurück. Aber alte Bräuche verschwinden ja nicht so schnell, weshalb ich eher zum Glauben an Perun/Svantovit (ähnlich Thor) tendiere.
Eher schlechte Idee. Christianisierung bedeutet, daß dort der Glaube eben doch sehr fundamental verändert wurde. Passender wäre eher, christianisiert zu sein und innerhalb dessen Stilelemente der alten Kultur zu ergänzen. In Irland findet man z.B. christliche Kreuze, die mit keltischen Knotenmustern verziert sind.
Im Larp allerdings ist mir recht egal, welche Religion du bespielen willst. Dort empfehle ich explizit, NICHT Christen zu spielen.

Versuche bitte, die Farben blau und grün in der Klamotte zu verarbeiten. Und halte den Einfluß anderer Farben so niedrig wie geht. Einzelne Kleidungsstücke in braun oder grau (insbesondere bei inneren Kleidungsschichten) oder weiß als Kontrastfarbe sind kein Ding. Aber sonst ist alles was da abweicht (bordeaux-rot) ein Störelement, insbesondere wenns plakativ getragen wird. Versuchen kannst du da sicher Dinge. Aber wie bei allen Abweichungen wird das eben Fingerspitzengefühl benötigen.

Eine Variante wäre vielleicht, wenn du sehr massiv auf slawische Klamotten gehst, aber streng im Farschema bleibst. Das bringt Stillinie auf der einen mit Gruppenidentifikation auf der anderen Seite zusammen.
Oder du behälts die Kultur nur im Hintergrund (Herkunft) so wie ich und gibst sie nur über wenige Ausrüstungsstücke (z.B. Schmuck) preis. Als Begründung könnte dafür herhalten, daß Lothaire dich eingekleidet hat. Schau dir auch ruhig Bilder an, um dich für eine Stillinie zu inspirieren. In jedem Fall solltest du dich mit Ausrüstungsbeschaffung zurückhalten, bis du deinen Stil in etwa hast. Die Gefahr sich zu verzetteln und unnötiges Geld auszugeben ist sonst hoch.
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Finya

Das Land das du meinst, heißt übrigens (also jetzt für den LARP-Hintergrund) Norolk.
Everything is better with pirates!

Jörg

@ Finya:

Danke. Wenn ich es geschrieben sehe, dann kann ich es mir auch merken.

@ Captain:

Ich teile deine Bedenken. Die Idee mit den Farben ist mir gestern auch noch gekommen. Wäre schön, wenn du mir ungefähr sagen könntest, welche Töne du verwendest. Da ich nicht selber färben kann, würde ich versuchen, möglichst ähnliche Farben zu finden. Momentan spiele ich mit dem Gedanken einer grünen Tunika und dazu eine blaue Hose. Ich hoffe, dass wird nicht zu bunt.

Verbindung von Stilelementen ist eine gute Idee. Es gibt sogenannte Axtkreuze. Christianisierung sollte allerdings differenziert betrachtet werden. Ich werde mich da noch mal belesen. Nur weil allerdings der Adel das Christentum anerkennt und die Kultstätten abgerissen werden, gehe ich nicht davon aus, dass alle gleich Christen sind. Bei den Alemannen zum Beispiel hat das knapp 200 Jahre gedauert. Aber momentan hat diese Überlegung für mich keine Priorität.

Captain

#4
"same procedure as every year..." :D
Vergiss das mit den genauen Farbtönen. Zum einen könnte ich dir die eh nicht benennen, zum anderen ist es überhaupt nicht wichtig, ja sogar verfehlt. Uniformierung ist eine relativ moderne Angelegenheit. Wenn du mal hier schaust, wirst du bemerken, daß da keiner wie der andere gekleidet ist und überall ein bisschen anders die Farben verarbeitet wurden. Und das ist gut und richtig so. Selbst die verschiedenen Wappenröcke sind unterschiedlich in Stoffqualität und Farbton.
Also such dir getrost deine eigenen Stoffe nach gutdünken aussuchen. Bedenke bei der Auswahl einfach, daß eine Färbung umso "teurer" ist, je kräftiger und leuchtender die Farben sind. Also sind für einfachere Leute (bis auf besondere Einzelteile, eben die "guten Stücke") eher blassere und gedecktere Farbnuancen passend.

Bevor du aber Stoff kaufst: projektiere dein geplantes Gewandungsteil: Mach nen Plan (damit du auch keinen Bestandteil vergisst - ist hab schonmal nen Ärmel zu wenig eingeplant), miss die kritischen Maße ab (und rechne Nahtzugabe und "Schrumpfung" vom Waschen mit ein) und dann erst kaufen. Obendrein läuft jeder Stoff beim ersten Waschen ein gutes stück ein (können schonmal so 10% werden, steht am Stoff aber meist dran). Also NIEMALS vergessen, vor dem Zuschneiden und nähen den gekauften Stoff erstmal zu waschen.
Bei Stangenware ist das freilich alles einfacher. Aber da sind in den Teilen die Möglichkeiten auch ziemlich begrenzt.

B.T.W. Ich finde das hier ziemlich gut. Du bringst (was völlig normal ist) jede Menge typischer Anfängerfallen zur Sprache. Die meisten davon hab ich schon oft beantwortet. Daß das jetzt mal hier offen und nachlesbar passiert, könnte für die Zukunft anderen Leute behilflich sein, die dann einfach hier lesen oder hierhin verwiesen werden können.
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Freyja

Juhu Jörg,

Thema Slawen und Nordmänner bin ich wohl die richtige Ansprechpartnerin.

Mir ist immernoch nicht klaro, ob du mit deinem Charakter als reinen Larpcharakter auslegen möchtest oder ob er auch für MA-Märkte erkennbar sein soll?

Wichtig ist, dass wenn du selbst auf eine historisch gute Darstellung Wert legst, dass du dich auf jedenfall auf eine Darstellungsform festlegst. Wahrlich gehe ich auch davon aus, dass du zu Lothaires Gefolge farblich passen solltest. Ich persönlich finde aber auch, dass du im Klamottenstil auch nicht aus der Gruppe herausfallen solltest. Die Idee, Lothaire hat dich eingekleidet und nur einige Accessoire lassen auf deine Herkunft schließen, find ich persönlich (gerade auch für den Anfang) als Einstieg vollkommen ausreichend! Erweitern kann man immer, aber wie ich verstanden habe, fängst du echt erst ganz vorn an.

Gern möchte ich dir den Tipp  geben, es dir nicht so schwer zu machen. Leider muss ich dir sagen, dass du dir keine leichte Herkunft herausgesucht hast. Aus deinem Beitrag konnte ich entnehmen, dass du eher die slawische Darstellungsform gewählt hast, da du ja auch die slawischen Gottheiten als deine eigenen anerkennen möchtest. Leider spielt deine Darstellung im 13 Jhd., so dass es schwer ist, Kleidungsrekonstruktionen aus genau dieser Darstellung dir zu übermitteln. Nunja... Blöde Feuerbestattung!

Ich möchte dich aber gern unterstützend beraten, damit du keinen Stilbruch innerhalb deiner gewählten Darstellung begehst, der dir zumindestens auf MA-Märkten nachteilig werden könnte.

Mit einer Tunika nach Haithabu kannste nix verkehrt machen! Dieser Stil ist seit dem frühen Mittelalter bis in die spätere Zeit überliefert und nur wenig abgeändert worden. Absolutes "Go" dafür.

Ne Pluderhose = bitte nicht!!! Die Slawen trugen nachweislich keine Pluderhosen! Die Slawen, trugen einfache Hosen und im späteren Jhd. dann auffällige Beinwickel (siehe: http://www.brandenburg1260.de/slawen-tracht.pdf)

Genial wäre, dass du gerade bei Gürtel, Schmuck und Geschirr, deine Herkunft ganz individuell zur Gruppe hervorbringen kannst! Erweitern kannst du es mit Ritualen sowie Essens- und Getränkevorlieben... Also hier ist ganz viel potential für Slawen. Und wahrlich geschickte Handwerker, was sage ich Meister in Sachen Handwerk, waren sie! Leider nicht so gute Kämpfer... aber egal... 

Wenn du noch weitere Vorlagen brauchst, besuch uns Wikis mal zum Jahreshaupttraining Elsterberg. Wenn du dort nicht bist, dann können wir uns ja vielleicht mit Captain mal zusammen treffen.

Grüßle

Freyja





Jörg

#6
Hallo,

erstmal danke für die vielen Ratschläge und dir Freyja auch für den interessanten Text. Ein Treffen wäre natürlich mal ne klasse Sache, aber dafür muss ich mein Konzept noch etwas weiter vorantreiben, damit ich dann auch weiß, wohin ich eigentlich genau will. Vielleicht schau ich ja mal beim Elsterberg vorbei.

Hier wieder ein paar Gedanken:

1. Primärziel ist tatsächlich Larp, aber ich würde mich halt gerne an einem historischen Vorbild orientieren. Da die Geschichte meiner Familie sich ca. bis ins Hochmittelalter zurückverfolgen lässt, kam ich halt auf die Idee mit den Slawen. Ganz stimmts zwar nicht, da meine Vorfahren wahrscheinlich aus dem Elsaß erst mit der Ostkolonisation ins Wendengebiet kamen, aber zumindestens dem Namen nach haben sie sich dort mit dem slawischen Erbe vermischt. Als Fan der nordischen Kulturen hab ich mir dann versucht was zusammen zu schustern, was dabei rausgekommen ist, habe ich ja an anderer Stelle bereits geschrieben. Vielleicht spiele ich bei DSA mittlerweile aber auch einfach zulange meinen thorwalischen Krieger.

2. Mein erstes Selbstmachprojekt soll jetzt eine Tunika werden. So wie ich euch jetzt verstanden habe, kann ich damit nichts falsch machen. Meine Idee sieht wie folgt aus. Ich würde mir eine kürze Obertunika und danach eine längere Untertunika basteln. Die lange Tunika soll bis zum Knie gehen und lange Ärmel aufweisen. Farbe ist grün. Die kurze Tunika möchte ich darüber tragen, sie ist blau, hat kurze Ärmel und bedeckt mich bis zum Schritt. Durch dieses Konzept würde ich auf der einen Seite Lothaires Farben abdecken und andererseits könnte man dann flexibel an und ausziehen, je nach Wetterlage. Als Material nehme ich Leinen und würde eher gedeckte Farben wählen.

3. Darauf, dass die liebe Pluderhose nicht sehr authentisch war, hat mich Silvio auch schon hingewiesen. Wobei ich Zeichnungen aus osteuropäischen Büchern gefunden habe, in denen diese Hosen gehäuft auftraten. Keine Ahnung ob die historisch belegt sind oder ob sie einfach nur für die Zeichner gut aussahen. Zu mindestens aber entnehme ich deinen Worte Freyja, dass die Slawen HOSEN trugen und keine Beinlinge. Wäre denn diese Hose schon zu pluderig? http://www.elbenwald.de/products/Kleidung/Mittelalterliche-Gewaender/Roecke-Hosen/Mittelalterliche-Wikingerhose-dunkelbraun.html

4. Ich habe auch noch ein paar Accessoirs entdeckt, zu denen ich euch befragen würde:

a) http://www.elbenwald.de/products/Fantasy/Schmuck/Halsschmuck/Anhaenger/Keltisches-Rad-Kettenanhaenger.html

Ingolf hatte ja beim letzten Mal erwähnt, dass jeder der Gruppe Lothaires ein Kreuz trägt. Der Anhänger wirkt ebenfalls wie ein Kreuz, er lässt aber gleichzeitig Spielraum, da die Ende des Kreuzes auch als Äxte gedeutet werden können und die Axt unter anderem ein Symbol Peruns war. Nachvollziehbar oder eher untypisch?

b) http://www.battlemerchant.com/Messer/Feststehende-Messer/Messer-in-Holzkiste-rostfreier-Stahl::2332.html

Gefällt mir ganz gut. Könnte dies als Ess- und Nutzwerkzeug durchgehen?

5. Tranken Slawen Met?

Soweit erstmal wieder von mir. Bin gespannt über eure Anworten und Kritik.

PS: Anfang September bin ich mal wieder zuhause, vielleicht schaffe ich es dann ins Slawenmuseum nach Groß Raden und kann mir noch weitere Inspiration holen.

Captain

Tja, so wie es aussieht, sollte ich wohl wirklich mal nen Kit-Guide zurechtschreiben. Das ist nur nicht sooo einfach. Also wird da etwas Zeit ins Land gehen.

Daher nur mal kurz: Die Tunika ist ein einfacher rechteckiger Schnitt, der am Körper gerade herunter geht (stell dir ein T-Shirt vor). Die gibt es in kurzärmelig (bis kurz überm Ellenbogen) und auch langärmelig (bis zum Handgelenk). Die Länge variiert von Hüftlang bis knapp übers (ja oberhalb) Knie. Die Tunika ist typische Unterbekleidung. Bei wirklich einfachen Leuten und vor allem bei hohen Temperaturen wäre ein Tragen als Hauptbekleidungsstück denkbar. Insbesondere wenn man gerade anfängt ist das wegen des geraden Schnitts und der universellen Einsetzbarkeit ein sinnvollen Kleidungsstück.
Das Hauptbekleidungsstück schlechthin im Hochmittelalter ist die Cotte (bzw auch als Cotta benannt). Im Unterschied zur Tunika ist das Ding A-förmig, wird also nach unten hin immer breiter. Die Länge variiert von Knie- (hier eher unterm Knie) bis knöchellang. Gerade ich gehobeneren Gesellschaftsschichten auch Boden- bis überbodenlang (davon würde ich aus praktischen Überlegungen abraten, Kleider die auf dem Boden schleifen sind fürs Gelände recht untauglich). Dies hängt damit zusammen, daß man Wohlstand über Fülle an Stoff zu zeigen versuchte (man war wortwörtlich gut betucht). Die Cotte war meist langärmelig (auch wenn ich kurzärmelige schon gesehen habe) und eher mit anliegenden Ärmeln. Der Wappenrock ist nichts anderes als eine solche, gerade geschnittene Cotte, nur daß hier die Ärmel typischerweise ganz fehlen oder nur knapp angedeutet sind.
Über der Hauptbekleidung trug man als oberbekleidung eine Surcot. Die Längen waren ähnlich denen der Cotte. Ärmel waren hier aber sehr viel ausgefallener: Halbe Ärmel, weit auslaufende Trompetenärmel, Scheinärmel, Halbärmel die in Scheinärmel auslaufen usw.

Und nun mal zur Beinbekleidung: Unterhode ist in dieser Zeit die Bruche. Ein ziemlich weites Stück, das von einem Gurt (meist gewoben, ich kenne keine Begelge für Leder an dieser Stelle, das ist aber auch sehr schwer zu belegen) um die Hüfte gehalten wurde. Daran nestelte man eng anliegende Hosenbeine an: die Beinlinge (daran erkennt man, warum man allgemein von einem Paar Hosen spricht, obwohl das heutzutage ja nur ein einzelnes Kleidungsstück ist). Diese sind typischerweise mit angesetztem Fußstück gewesen, reichten also von der Hüfte bis zu den Zehenspitzen. Es gibt auch Varianten ohne Fußstück, die nur einen schmalen Stoffstreifen unter dem Fuß hindurch führen, damit die Beinlinge nicht hochrutschen (und das ist die Variante, die ich aus praktischen Gründen empfehlen würde, die Fußteile laufen sich schnell durch). Beinlinge wurden typischerweise direkt unter dem Knie noch von einem Knieriemen eng an die Wade gebunden.
Bei Beinbekleidung kann man aber (zumindest anfangs) locker bleiben. Durch die lange Haupt und Oberbekleidung sieht man nämlich nichts bis wenig von der Beinbekleidung. Was ihr also an den Beinen tragt ist weitgehend nebensächlich und dem eigenen Willen zum Detailgrad unterworfen. Fakt ist aber, daß diese ganzen "Mittelalterhosen" und "Wikingerhosen" genau wie deren Äquivalente als "Hemd" die in den typischen einschlägigen Shops angeboten werden, Nepp sind, die an Leute gerichtet werden die keine Ahnung vom geschichtlichen haben bzw die das nicht die Bohne interessiert.

Ich habe zu dem Thema Bekleidung Bücher, die da interessanten Einblick geben. Und ja, die borge ich auch aus.

Zitat von: JörgIch habe auch noch ein paar Accessoirs entdeckt, zu denen ich euch befragen würde:

a) http://www.elbenwald.de/products/Fantasy/Schmuck/Halsschmuck/Anhaenger/Keltisches-Rad-Kettenanhaenger.html
Ich hab da nicht so richtig Ahnung, aber slawisch sieht das Ding nicht so aus.

Zitat von: JörgIngolf hatte ja beim letzten Mal erwähnt, dass jeder der Gruppe Lothaires ein Kreuz trägt.
Jain. Religion ist so ein typischer Scheideweg. Bei der historischen Orientierung kommt man für unsere Zeit nicht ums Christentum herum, also ist dafür ein Kreuz absolut angemessen, ja sogar ein empfehlenswertes Accessoire. Im Larp ist Christentum und entsprechende Symbole aber sehr, sehr schwierig. Da haben genug Leute Probleme mit, ergo ist das dort ein No-Go. (obwohl das verlinkte durchaus sehr wenig plakativ ist, also vielleicht keinen Anstoß erregen würde).

Zitat von: Jörghttp://www.battlemerchant.com/Messer/Feststehende-Messer/Messer-in-Holzkiste-rostfreier-Stahl::2332.html

Gefällt mir ganz gut. Könnte dies als Ess- und Nutzwerkzeug durchgehen?
Ein praktisches unt scharfes Messer kann man immer gut gebrauchen. Das hier sieht ganz hübsch aus. Aber wiederrum ist rostfreier Stahl ein modernes Erzeugnis. Praktisch allemal aber eben nicht historisch. Aber du redest von historisch angehähertem Larp Kontext. Da kümmert das keinen.

Zitat von: JörgVielleicht schau ich ja mal beim Elsterberg vorbei.
Moment, meinst du das Jahreshaupttrainig Anfang September? Dafür bist du im Moment noch nicht angemeldet und eigentlich ist die Anmeldefrist nun mittlerweile ausgelaufen. Wenn du das willst, dann schreib bitte im genannten Thema klar deine Absicht und ich werde mal mein möglichstes versuchen. Garantieren kann ich aber nix.
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Freyja

@Jörg:

Man merkt richtig, wieviel Mühe du dir gibst, eine geeignete Darstellung für dich zu finden. Ich persönlich finde das toll. Natürlich freue ich mich auch immer sehr, wenn und soweit im Larp mehr historische Elemente zunehmen und man die Leute auch im Zweifel danach fragen kann. Wünschen würde ich es mir, dass auch du einer dieser Vertreter im Larp-Bereich wirst. ABBBBERRRR: DER WEG IST DAS ZIEL!
und ja.... er kann manchmal länger oder kürzer, holprig oder eben gemütlich, wie auch spannend sein...

Wichtig finde ich, dass wenn du dir sicher bist, diesen Weg auch gehen zu wollen, musst du vorab lernen, dich gerade nicht von den Internet-Fantasy-Müll-SHOPs blenden und täuschen zu lassen. Hier im Forum nachzufragen ist schon mal ein echt guter Weg. 

Zu den von dir genannten Punkten:
Elbenwald = Fantasie = nüchts für dich!
Die Hose hat weder was mit Mittelalter, noch mit Wikinger zu tun, leider!
Rushosen nannte man zu meiner Zeit (9-10 Jhd.) diese Pluderhosen. Sie sind tatsächlich skandinavischen Kleidungsbereich angesiedelt und belegbar. Sie wurden dort hauptsächlich von reichen Händlern getragen und stellten einen Modeerscheinung dar. Eine authentische Rus-Hose misst bis zu 7 m puren Wollstoff, welcher in Falten zusammengelegt worden war. Wichtig ist hierbei, dass sie vermutlich wohl nur knielang war...

Eine der Fundlagen:
In Birka II:2 schreibt Inga Hägg in "Die Tracht"
Zitat:   
Für die Körperbestattungen einmalig sind die Bronzehaken des Grabees Bj 905, die dem Plan nach an den Waden, gleich unter der Kniekehle lagen. Auf der Rückseite der Haken sassen Reste von grobem Diagonalköper aus Wolle (W34), wahrscheinlich von einem Paar Gamaschen (Birka III, 145). Die Haken waren an beiden Beinen nach oben gerichtet, um in je einen Eisenring zu haken, der an der Unterkante der bis über die Knie reichenden Beinkleider festgenäht war. An den Eisenringen sitzen noch Reste von Leinwand, die darauf deuten, dass diese Beinkleider aus Leinwand bestanden, oder vielleicht aus Wollstoff mit Leinwandbesatz.   


Jaaaa.. das große A kann manchmal echt nerven, deshalb messen unsere Rushosen 2 m Stoff. Die Hose, die du in dem Shop gefunden hast, hat mit einer Pluderhose oder auch Rushose nix gemeinsam... da ist so wenig Stoff verarbeitet, dass das nicht mal annähernd pludert^^ Des Weiteren ist die Schnürrung mit den Ösen vielleicht hübsch aber nicht annähernd historisch...

Wie Captain schon schreibt, trifft es wohl im 13 Jhd. die Bruche und Beinlinge sowie Tunika und Cotte ganz gut.


Der keltische Kettenanhänger geht leider so gar nicht in die von dir gewählte Richtung und ist zeitlich so gar nicht mehr deine Zeit... Zuerst einmal ist er natürlich nur Modeschmuck. Wenn du also was richtiges haben möchtest, empfehle ich (http://www.reenactors-shop.de) oder du wartest bis zum letzten Septemberwe und kommst zum Wikingermarkt nach Hermsdorf bei Ottendorf. Dort wirste echten Schmuck der Slawen und Wikinger finden. (Übrigens sind wir auch dort zugegen, wenns mit Elsterberg nicht klappt)

@Captain: ich hab auch noch einen Wackelkanditaten für Elsterberg.. ich denke Sandro hat da nix dagegen..muss man nur schnell melden... denke ich!

Messer und Essgeschirr: Auch hier gibts leider von mir ein dickes "geht gar ni". Da kannst du auch ein Küchenmesser oder das Schweizer Taschenmesser mitnehmen. Mein Tipp auch hier: Schau gern auch hier mal bei Reenactors rein... oder eben auf Hermsdorf vorbei. Ich würde dir dazu einen Holzlöffel empfehlen, Schnitz dir ein einfaches Brettchen dazu.
Einen Einblick in die absolut typische Keramik der Slawen: (http://www.google.de/imgres?hl=de&client=firefox-a&hs=p9D&sa=X&rls=org.mozilla:de:official&biw=1280&bih=925&tbm=isch&prmd=imvns&tbnid=HqTjo3-aWiXZuM:&imgrefurl=http://www.lentienser.de/realien/keramik.html&docid=Gkw8JzZYqc24_M&imgurl=http://www.lentienser.de/realien/keramik-terra-nigra.jpg&w=300&h=225&ei=mhIqUJj_F8zVsgbDuoDYBQ&zoom=1&iact=hc&vpx=218&vpy=428&dur=3672&hovh=180&hovw=240&tx=163&ty=80&sig=108801578312695194671&page=3&tbnh=173&tbnw=236&start=58&ndsp=25&ved=1t:429,r:20,s:58,i:324)

Das gibt es als Essschüssel und auch als Becher! Ja und da geht eine ganze Bierflasche rein, auch wenn das nicht so aussieht... absolute Kumpelbetrüger ;D

Im Übrigen Jörg tranken die Slawen selbstverständlich Met. Nun muss man natürlich sagen, dass auch dieses Getränk eher nur zu besonderen Anlässen serviert worden ist. Und das auch nur in Maßen nicht in Massen! Vielmehr gabs reichlich selbstgebrautes schales Bier und Wasser mit Kräutern darin.

Bon Appetit  :P

Lg Freyja










Jörg

Hmm, ich seh schon, dass wird noch ein langer Weg. ... Umso mehr freu ich mich drauf.

1. Ich dachte Elsterberg wäre für die Öffentlichkeit zugänglich, aber aus euren Worten entnehme ich, dass es eine geschlossene Veranstaltung ist. Ich habe das wahrscheinlich mit dem Mittelaltermarkt dort vermischt. Daher werde ich definitiv nicht vorbeischauen. Ich bin noch nicht so weit. Hermsdorf hingegen sollte passen.

2. Gut also Internetlinks sind erstmal alle durchgefallen. Thema Hose finde ich halt schwierig, da bei mir diesbezüglich Historizität mit Bequemlichkeit und Style konkurrieren. Aber okay, das schieb ich jetzt erstmal auf die lange Bank.

3. Okay bleiben noch Cotte und Tunika. Ich würde mit der Cotte beginnen und mich hieran orientieren. http://seegras.discordia.ch/Medieval/Kleidung/Cotte.phtml

Captain

Ostern ist in Elsterberg Markt. Der ist als solcher für Besucher offen. Das Jahreshaupttraining ist dies nicht. Aber wir können die Anlage auch nicht absperren. Wenn du also Samstag "einfach mal gucken" willst, kann dich da keiner abhalten. Wenn du sowas machen willst (wobei das Dafür nicht gerade wenig an Anfahrt ist) wird das machbar sein. Da reden wir mal demnächst mal kurz drüber.

Internetlinks sind kein pauschales Problem. Was du nur machen mußt ist nach Informationen schauen. Recherchieren. Seiten von Einschlägigen Truppen und Themanseiten sind gut für Inspiration und Recherche kann man grundlegend auch im Internet ein gutes Stück machen. Nur eben blind auf Shopseiten stöbern bringt dich vielleicht zu Ausrüstung aber eben keiner mit annähernd historischem Anspruch.
Wenn du hingegend weißt, was du haben willst, weil du dich vorher informiert hast, kannst du auch gezielt im Netz nach halbwegs tauglichen Händlern suchen.
Und wenn du das Thema Hosen schon schwierig findest: mit Schuhen wirds noch schlimmer. Historisch dafür wären Wendegenähte Schuhe. Aber die sind nicht unbedingt feste Schuhe. Das macht sie für manche Situationen (z.B. Schutz des Fußes im Gefecht) etwas schwierig. Schlimmer jedoch ist, daß moderne Straßenbeläge sowie Kieselsplit, also Untergründe die nicht historisch sind aber über die wir oft genug eben doch laufen müssen, solche Schuhe in sehr kurzer Zeit zerstören können. Und dafür sind die eben doch etwas teuer. ;)

Der verlinkte Schnitt schaut nach Fraunencotte aus. Das ist nicht weit weg. Aber ich empfehle dir für den Anfang einen einfacheren, geraden Schnitt ohne Taillierung (obwohl es sowas auch für Männer gab). Ich sagte dir ja bereits: wir machen mal ne gemeinsame Nähstunde und da zeig ich dir konkret welches Maß du wofür brauchst. An Stoffmenge wirst du für so eine Cotte 4 Meter brauchen (vielleicht mehr, je nachdem wie lang es werden soll) und dann nochmal genauso viel, fürs Futter. (Und eh du auf falsche Ideen kommst: gefütterte Klamotten sind einfacher und schneller herstellbar. Futter weglassen macht nur Sinn, wenn du an finanziell sparen willst.) Als Material empfehle ich Leinen oder Wolle. Und damit meine ich reine Stoffe, ohne Kunstfaseranteile. Das macht sich hinterher beim Tragekomfort deutlich bezahlt. Auch Mischfaserstoffe wie z.B. Barchent (Baumwoll-Leinen Gemisch) wären denkbar, sind aber etwas exotischeres. Eine gute Option ist auch Oberseite aus Wolle mit einem Futter aus Leinen zu verbinden. Aber nur Leinen ist definitiv auch eine gute Wahl.
Spielertyp nach Robin D. Laws: Storyteller 100%, Method Actor 92%, Tactician 75%, Specialist 50%, Butt-Kicker 50%, Casual Gamer 12%, Power Gamer 0%
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