Ich bin mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass man mit Wushu, Savage Worlds, vermutlich GURPS (das ich aber bisher nur mit dem Arsch, äh, in der Light-Fassung angeguckt und nicht gespielt habe, weshalb ich mir da kein vollständiges Urteil bilden kann) und FATE so gut wie jedes Setting spielen kann. Ausnahmen bestätigen die Regel - aber Aventurien ist wirklich derart weitgehend Standard-Fantasy, das kann jedes System abbilden (und nicht zuletzt gibt es im Tanelorn für den geneigten Leser eine meterlange Liste an Aventurien-Conversions auf andere Systeme).
Umgekehrt geht das auch: Mit DSA ein anderes Setting bespielen erfordert zwar einiges an Umbauten am System (da es halt "as written" sehr stark auf das Setting Aventurien bezogen ist), aber Myranor und die Dunklen Zeiten (die man imho durchaus als eigenes Setting durchgehen lassen kann, auch wenn sie theoretisch doch nur Aventurien in alt sind) zeigen, dass es geht. Auch SciFi wäre mit DSA ohne Probleme machbar, wenn man das System entsprechend modifiziert.
(Wie ein System aussehen muss, um möglichst wenig Modifikationen zu erfordern, sei mal außen vor und geht auch 10 Meilen weit am Thema vorbei.)
Im Kern bin ich also der Meinung, dass das System für Setting und (Setting-)Genre keine allzu große Rolle spielt. DSA ist da in einem gewissen Rahmen eine Ausnahme, weil das System einfach a) extrem umfangreich, ergo aufwendig anzupassen, ist und weil es b) sehr stark auf ein Setting geschrieben wurde, stärker als beinahe jedes andere mir bekannte System. Aber mit SaWo, GURPS, FATE lässt sich ohne großes Geschraube beinahe jedes Setting spielen, und die meisten Settings (meinetwegen die klassischen DnD-Settings, Battletech etc.) lassen sich auf jedes System aufpropfen. Man schaue dazu auch mal, für wie viele Systeme es "My little Pony: Friendship is Magic"-Conversions gibt.
Aber cinematische Äktschn mit DSA, tiefgehendes und konfliktgetriebenes Charakterspiel mit DnD, die realistische Abbildung eines Mechkampfs in Wushu, das sind halt Sachen, die eher tricky bis unmöglich sind. Klar, man kann DSA mit cinematischer Äktschn spielen, wenn man das halbe Regelwerk ignoriert (bei DSA gibt es nun mal Probenerschwernisse für coole Sachen, weil die meistens eben schwer sind) und klar kann man bei DnD tiefgehendes Charakterspiel betreiben (macht dann aber im Wesentlichen Freeforming, weil DnD für so was regeltechnisch wirklich null Hilfe hat). In beiden Fällen wäre es aber sinnvoller und einfacher, einfach ein System zu nehmen, das für die persönlichen Vorlieben wesentlich besser geeignet ist als das jeweils genannte. Und da spielt das System eben wirklich eine Rolle.
tl;dr: System und Setting können getrennt betrachtet werden, System und Stil bedingen sich deutlich stärker gegeneinander.